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Der Werse auf den Grund gegangen

Sendenhorst-Albersloh. Wasserproben nehmen, Tiere sammeln, Breite und Tiefe und Temperaturen messen – die Schüler der Sendenhorster Realschule St. Martin sind an diesem Mittwochvormittag gut beschäftigt. Den Zustand der Werse in Albersloh gilt es zu erforschen und zu dokumentieren.

Die 30 Kinder der Klasse 6b arbeiten am Waschsteg, einem Drehort des „Albersloher Tatorts. Manche sind wie Luisa Pape mit Neopren-Anzug im 14,9 Meter breiten und 79 Zentimeter tiefen Wasser unterwegs, viele andere nehmen keine Rücksicht auf die Kleidung. Forscherdrang und Spieltrieb sind fröhlich vereint. Angeleitet werden sie von Hans-Peter Alkemeier, Lehrer für Biologie und Chemie, und von Regina von Oldenburg, die mit dem Umweltbus „Lumbricus“ nach Albersloh kam. Ein Glücksfall, wie Alkemeier weiß, denn der Bus der Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW (NUA) ist begehrt.

Bei den Sendenhorster Gästen hat von Oldenburg ein gutes Gefühl. Da kommt viel Neugier, sagt sie, und auch viel Kreativität. Und die Schüler waren schon etwas vorbereitet auf die Aufgaben, die die Disziplinen Biologie, Chemie und Erdkunde verbinden.

Der Zustand der Werse im Allgemeinen sei viel besser als vor dreißig Jahren, so von Oldenburg. Da sei er „kritisch“ gewesen. Am Waschsteg fällt die Bilanz schlecht aus. Das Gewässer ist als kritisch und eher eutroph einzustufen. Der Salzgehalt ist deutlich zu hoch. Als Bewässerungswasser genutzt würde es Böden versalzen lassen. Auch Nitrate sind reichlich vorhanden. Der hohe Sauerstoffgehalt ist im Zusammenhang gesehen ebenfalls keine Entwarnung. Ruderwanzen, Wasserasseln und die vielen Roll-Igel ergeben einen ungünstigen Saprobien-Index: 2 wäre gut, 3 kritisch, am Waschsteg beträgt der Index 2,8. Zu viel gibt es an Nährstoffen, was auch die reichlich vorhandenen Wasserpflanzen zeigen und die starke Bemoosung von Steinen und Holz im Wasser. So langsam wachse die Werse hier zu, dann könnte sie verlanden.

Noch ist die Tierwelt erfreulich reich. Von Oldenburg freut sich, hier wieder einmal einen Zitronenfalter sehen zu können. Johann Ho aus Vorhelm hat eine Ruderwanze gefunden. Dem Sechsbeiner beim Rudern mit zwei Beinen zuzusehen ist nicht nur putzig. Dass er hier lebt, verrät auch, dass diese Stelle der Werse auch Lebensraum für Tiere ist, die sehr ruhige Gewässer brauchen.

Die Schüler genießen den praktischen Unterricht im Freien mit seinem handwerklichen Einschlag. Die Umweltpädagogin wird ihnen noch vermitteln, dass die Experten vom Landesumweltamt genauso arbeiten, nur detaillierter und natürlich langfristig.

Bei strahlendem Sonnenschein müssen die zwei Pädagogen einige Kinder beim Plantschen und Schwimmen ein wenig bremsen. Bei der abschließenden Auswertung und beim Präsentieren der Ergebnisse vor der Video-Kamera ist wieder höchste Konzentration gefragt.

Und Alkemeier wird die Schüler die Exkursion noch in einem Bericht für den Schul-Schaukasten der Realschule Sendenhorst aufbereiten lassen.

Von neun bis 13 Uhr sind Kinder und Pädagogen beschäftigt. „Zu Anfang gab es mal kürzere Laufzeiten, aber das hat sich nicht bewährt. Da waren wir nur ‚Durchlauferhitzer’ ohne bleibende Wirkung“, sagt von Oldenburg. Teilweise wünschten Schuldirektoren, der Lumbricus solle gleich vier Klassen hintereinander durchschleusen. Der Bus bietet drei Themen für Schüler ab der 5. Klasse aller Schulformen an: Wasser, Boden und Lärm. Er ist auch mit Mess- und Analysegeräten ausgestattet. Bis November muss man sich für das Frühjahr gemeldet haben, bis Mai für den Herbst. Auch für Multiplikatoren gibt es Angebote.

Internet: www.lumbricus.nrw.de

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Für ihre Wasser-Analysen sammeln die Realschüler aus Sendenhorst unter Anleitung von Regina von Oldenburg Proben in der Werse in Albersloh. Foto: -anh-.

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