Der letzte Pirat lacht am Besten

Zuletzt aktualisiert 15. Oktober 2020 (zuerst 8. Dezember 2007).

Sendenhorst-Albersloh. Spaß und Spannung präsentierte der Heimatverein Albersloh beim „Eenakter ‚Maskenball’ un komödiante Stückskes“.  Mit vielen Requisiten, Plattdeutsch und vor allem mit 19 gut aufgelegten Komödianten.

„Ne schöne Hochtied was et doch“, aber Irmgard Möllenkamp hat alle Mühe, ihren beschwipst verunfallten Alfons Oehl mit der Schubkarre nach Hause zu bugsieren. Das geht nicht ohne Unterrocks-Kopfverband und Scheinen aus Gehstock und Regenschirm. Viel Bewegung brachten auch die anderen Stücke des kurzweiligen Abends, an dem es viel zu Lachen gab.

Wilhelm Busch und sein Federvieh in Albersloh

Ein verschmitzter Hans-Dieter Riemer als Wilhelm Busch lässt Max und Moritz auf die Menschheit los, genauer auf Hühner, Lehrer und Schneidermeister. Da muss Witwe Bolte (Verena Ahlers) zweifach klagen, entreißen ihr die beiden Racker auch noch das gebratene Federvieh. Da hat der durchnässte Schnieder Böck noch Glück, bügelt ihm doch seine Frau alias Ann-Christin Nieße das Magenkniepen mit dem Bügeleisen aus dem Leibe. Am schlechtesten ergeht es dem Lehrer Lämpel, der noch den wohlverdienten Feierabend mit einem wohlklingenden „Großer Gott, wir loben dich“ beginnt, aber besser auf die zwei versteckten Bösewichte geachtet hätte. Dem Lehrer alias Konrad Rauße, nach Unterbrechung wieder in der Schauspieler-Schar dabei, war nicht nur das Mitleid des vollen Saales sicher, sondern auch Beifall für seine Gesangseinlage. Max und Moritz fanden in Almut Rauße und Vera Krevert zwei überzeugende, fies-bezaubernde Racker-Darsteller. Denen man nach vier schönen Streichen den tragisch-letzten in der Mühle nicht wünschen mag.

Und da man ja „auch nicht jeden Tag vor dem Computer sitzen kann“, wie es bei dem von Riemer, Sophia Budde und Laura Strohbücker gespielten „Mensch ärger di nich“ heißt, war die Wersehalle wieder voll. Zu Gast waren auch der Heimatverein Rinkerode und dank der vielen jungen Mitspieler viel Jugend.

Überzeugende Schauspieler

Ungewöhnlich, überraschend und doch so lebensnah war mehr als eines der Stücke. Mit Schaumwasser, Bürste und Fön will ein Ehepaar  in „Dat Wunner“ nach vermeintlicher Missetat ihres Hundes Harro die gute Nachbarschaft retten – nicht ganz vergebens, denn so entsteht aus Unwissen ein Wunder. Mit überzeugendem Spiel setzten Irmgard Möllenkamp, Alfons Oehl und Anni Hennenberg den pfiffigen, von Anne Vorderderfler verfassten  Sketsch um.

Manch ein plattdeutsches Stück entpuppt sich als für die Zwecke der Schauspieler untauglich, weil nicht lustig oder nicht zu besetzen. Eins von 20 taugt, meinte am Freitagabend Anne Vorderderfler, die mit Anni Hennenberg nach Stücken fahndet.

Der Maskenball und Allzumenschliches

Als sehr tauglich erwies sich der auserkorene Einakter „Maskenball“: Spannend bis zum Schluss, auch wenn es zu Anfang einen dezenten Hinweis gab, lustig Menschliches, Allzumenschliches entlarvend. Die Tochter will ihren Piraten heiraten, aber wer das ist, das bleibt, dem Maskenball sei Dank, lange verborgen. Da riechen falsche Anwärter eine Gelegenheit. Aber was für welche! Freier Nummer eins widmet seines dichterische Schaffenskraft dem Schnaps, Nummer zwei will das Schnorren auf eine neue, standesamtliche besiegelte Stufe heben und  der dritte (neu im Team: Hendrik Hölscher) erweist sich als nur von der zielstrebigen Mutter Anna (Birgit Wahlert) getriebener, unwilliger Anwärter, der die gute Partie des eigensinnigen Bauern (Josef Buhne) eh nicht küssen mag.

Wobei die Tochter (Elke Große Perdekamp) rasch klarmacht, dass sie ihren Kopf durchsetzen wird. Die ungebetenen Piraten-Konkurrenten können so nicht entern, leisten aber dennoch treue Dienste: Wo die Alternativen ihre Untauglichkeit demonstrieren, hat ihr bodenständiger Favorit (Andreas Möllenkamp) anschließend leichtes Spiel.