Der Abbruch der alten OFD beginnt im Januar

Der Abbruch der alten OFD beginnt im Januar

Münster (SMS) Wie kann ein Hochhaus mit 13 Etagen und 92 000 Kubikmeter umbauten Raum sicher in transportfähige Betonbrocken zerlegt werden? Im Fall der ehemaligen Oberfinanzdirektion Münster (OFD), auf deren Gelände die neue Gesamtschule Ost gebaut wird, hat man sich für den konventionellen Rückbau entschieden. Etage für Etage wird ein Longfront-Bagger ab Januar den markanten Baukörper im Ostviertel abtragen.

Zu viel Stahl: Wirtschaftliche Aspekte geben Ausschlag für konventionellen Rückbau

Eine Sprengung des Gebäudes macht wirtschaftlich keinen Sinn“, fasst Stadtrat Matthias Peck das Ergebnis intensiver Prüfung der letzten Wochen durch Ingenieure, Statiker und Bauexperten zusammen. Die alternative Rückbaumethode scheidet aus, da massive Stahlstützen das gut 41 Meter hohe Haus tragen. Es müssten durch so genannte Schneidladungen (Sprengstoff) die dicken Stahlstützen des Hochhauses sprengtechnisch ausgetrennt werden. Schneidladungen entwickeln bei der Detonation Temperaturen, die die Stahlquerschnitte quasi wie Butter durchtrennen können. „Wir hätten den durchschnittlichen Jahresbedarf der Bundesrepublik an Schneidladungen benötigt“, veranschaulicht Münsters Beigeordneter für Immobilien und Nachhaltigkeit die Berechnungen der Experten. Mengen, über die der deutsche Markt gar nicht verfügt und die aus Übersee verschifft worden wären.

Gebäude ist entkernt

Auch wenn der inzwischen entkernte Riese an der Andreas-Hofer-Straße äußerlich noch seine Form wahrt – in seinem Inneren ist nur noch blanker Beton. Seit Juli sind aus seinem Bauch (cirka-Angaben) 230 Tonnen mit Asbest und 300 Tonnen mit PCB belastete Bauteile ausgebaut worden, die fach- und gesundheitsgerecht entsorgt werden. Imposant auch dies: 16 000 Kubikmeter Stahlbeton und 3000 Kubikmeter Mauerwerk werden beim Rückbau insgesamt an fester Masse bewegt. „Wir liegen exakt im Zeitplan. Mitte Dezember ist die Schadstoffsanierung abgeschlossen“, freut sich Matthias Peck über das gute Teamwork der Firmen unter Leitung des städtischen Amtes für Immobilienmanagement. Und hält eine Nachricht bereit, die die Anwohner der benachbarten Straßen vermutlich gerne hören: „Zwischen dem 16. Dezember und 9. Januar ruhen die Arbeiten.“ Die Baustelle indes werde auch über die Feiertage durchgehend bewacht.

Mit dem Aufbau des Longfront-Abbruchbaggers zwischen der Fürstenbergschule und der ihr zugewandten Stirnseite der Ex-OFD (Südseite) beginnt der eigentliche Abbruch. Merkmal des Longfront sind seine extrem langen Arme: Ausleger mit Riesenzangen und einer Höhenreichweite von bis zu 52 Metern werden sich durch die massive 30 cm starke Stahlbeton-Dachdecke kneifen und sie zerkleinern. Von oben nach unten, von den Haus-Außenseiten ins Gebäudeinnere, bahnt sich die Abbruchschere ihren Weg, um die Betonteile herauszubrechen.

Wasser gegen den Staub

Wichtig für die Anwohner: „Staub und Dreck lassen sich auf ein Minimum reduzieren. Der Rückbau findet unter permanenten Einsatz von Wasser statt“, erklären die Diplom-Ingenieure Projektleiterin Rita Wolking (Amt für Immobilienmanagement) und Sven Lammert (Büro Bauingenieure Weissenfels, Bramsche/Osnabrück). Vernebelungsdüsen am Gerät und Wasserspritzen schlagen den Staub direkt nieder. Wenn die fünfte oder vierte Etage erreicht ist, kommen weitere Abbruchbagger zum Einsatz. Sie beschleunigen den Rückbau. Direkt vor Ort wird die Abbruchmasse getrennt, transportfähig bearbeitet und für die Lkw-Fuhren passend sortiert.

Mitte 2017, so vorgesehene Zeitpläne, ist die ehemalige OFD, errichtet in den 1960er Jahren, dann endgültig Geschichte. Ab 2018 entsteht auf ihrem Platz und unter Einbezug der benachbarten Fürstin-von-Gallitzin-Realschule die zweite städtische Gesamtschule, ein barrierefreier Bildungsstandort mit Sporthallen, Grünflächen und einer Kita. Ausgehend von einer zweijährigen Bauzeit soll sie zum Schuljahr 2020/21 ihre Tore öffnen.

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Fotos (2): Bald Geschichte: Die ehemalige OFD macht der neuen Gesamtschule Platz. Das Hochhaus aus den 1960er Jahren aus der Vogelperspektive und vom Haupteingang mit den bereits abgerissenen Pavillons. Fotos (2): Stadt Münster / Sammlung Stadtarchiv