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„Das schweigende Klassenzimmer“ in Münster

„Das schweigende Klassenzimmer“ in Münster 13

Gespräch mit Lars Kraume über seinen Film "Das schweigende Klassenzimmer". Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Münster (von Andreas Hasenkamp). Mit dem Autor des Films „Das schweigende Klassenzimmer“ zu sprechen, diese Gelegenheit nutzten am Samstag viele Gäste des Kinos „Schlosstheater“. Der Filmemacher Lars Kraume stand für Fragen bereit; zum zwanzigsten Mal in den letzten zehn Tagen seit dem bundesweiten Start des Films Anfang März. In der DDR ruft 1956 eine Schweigeminute von Schülern die Staatsmacht wegen einer vermeintlichen „Konterrevolution“ auf den Plan; verraten die Schüler sich nicht untereinander, dürfen sie kein Abitur machen. „Es ist wirklich eine beeindruckende Heldengeschichte“, sagte Kraume.

Filmemacher Lars Kraume erläutert Münsters Kino-Publikum „Das schweigende Klassenzimmer“

Über die Zeitgeschichte hinaus haben die Fragen des Films eine zeitlose Gültigkeit, so Kraume im Pressegespräch: Junge Menschen müssen irgendwann Stellung beziehen, auch wenn es etwas kostet. „Es geht um Zivilcourage.“ Viele Schulklassen hätten den Film bereits gesehen, es gebe auch Begleitmaterial von „Vision Kino“. Aber es sei schwer, junge Erwachsene zum Besuch des Films zu bewegen.

Kraume schrieb die Film-Fassung der Buch-Vorlage von Dietrich Garstka parallel zu seiner Arbeit am Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“, der „zur selben Zeit spielt: Ende der 50er Jahre“, aber in Westdeutschland. Beide „reichen zurück in die Geschichte des ´Dritten Reichs`“, drehen sich auch um das Handeln der Akteure und ihrer Verwandten im „Dritten Reich“, um Schweigen, Vertuschen und Lügen, um „Nazis im neuen Gewand“. „Die Parallelitäten“ der Verdrängung fielen einer Besucherin auf und Kraume antwortete: „Deshalb habe ich ja beide Filme gemacht.“

Die Freiheit und die Konterrevolution aus Storkow

Das Interesse an der kino-tauglichen Geschichte war in Filmkreisen groß, gleich nachdem Garstka seine Erinnerungen 2007 veröffentlicht hatte. Sieben Jahre später begann Kraume, schrieb drei Jahre an „acht oder neun Drehbuch-Fassungen“, „ganz eng“ zusammenarbeitend mit Garstka, dem „Kurt“ des Buches. „Weil ich keine Ahnung hatte von der Zeit und dem Ort“, nämlich Storkow, einem unbedeutenden Städtchen, von dem jedoch der Volksbildungsminister die Konterrevolution ausgehen sah und starr repressiv vorging. Die Geschichte habe sich so zugetragen, sagt Kraume, „die Figuren und ihre Biographien sind natürlich verdichtet und dramatisiert.“ Gedreht wurde 2017 in Eisenhüttenstadt, dem damaligen „Stalinstadt“, 80 Kilometer entfernt von Storkow. Storkow war eEin schöner Ort – „es war eigentlich alles super“, sagt Kraume, „bis zu dem Moment, wo die Schüler sich diesem Moment der Meinungsfreiheit nehmen“.

Thema „Freiheit“ und Zeitgeschichte im Kino

Das Schlusswort hatte ein Besucher, der viel Applaus erhielt: „Ich finde es toll, dass Sie wieder einen Film aus der Zeitgeschichte auf die Leinwand gebracht haben.“ Es gehe um Freiheit: „Es ist genauso aktuell wie damals und ich würde mir wünschen, dass noch mehr solcher Filme kommen.“

Auch der Fortgang des in „Das schweigende Klassenzimmer“ Dramas interessierte das Publikum im Kino Schlosstheater. Die DDR-Führung hielt den Exodus der Abiturienten unter Verschluss, die Geschichte sei in der Umgebung von Storkow bekannt, so Kraume. Es habe viele ähnliche Geschichten mit weniger gutem Ausgang und ohne „einen solchen erstaunlichen Akt der Solidarität“. Später wollte die Stasi sie Geflüchteten in die DDR zurückholen.

 

Andere Rezensionen zu „Das schweigende Klassenzimmer“ von Lars Kraume:

http://www.zeit.de/kultur/2018-02/das-schweigende-klassenzimmer-lars-kraume-film-berlinale-ddr

http://www.zeit.de/kultur/2018-02/das-schweigende-klassenzimmer-lars-kraume-film-berlinale-ddr

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