Corona-Virus: zur Lage in Nepal, Nigeria und Indien

Corona-Virus: zur Lage in Nepal, Nigeria und Indien
Foto aus den Einrichtungen für HIV-infizierte Kinder und Jugendliche des Calvary Chanel Trust in Indien. Foto: ÖWK/privat

Münster-Wolbeck (pm). Der Coronavirus –COVID 19- hat Europa und die USA fest im Griff. Wie aber ist die Situation in den weniger entwickelten Ländern? Das fragt man sich auch dem ÖWK Wolbeck.

Der ÖWK Wolbeck e. V. engagiert sich für Bildungs- und Gesundheitsprojekte in Nepal, Nigeria und Indien. Den Vorsitzenden des ÖWK, Christoph Roer, erreichten in den letzten Tagen zum Teil dramatische Berichte der Partnerorganisationen über die Situation in Nepal, Nigeria und Indien.

Nepal

Corona-Virus: zur Lage in Nepal, Nigeria und Indien 2Nach dem Stand vom 7. 4. sind 9 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Todesfälle werden nicht verzeichnet. Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Das Gesundheitswesen in Nepal ist nur schwach entwickelt; es gibt so gut wie keine Tests. Nur ein Krankenhaus in Kathmandu mit drei Intensivbetten ist überhaupt für die Behandlung von infizierten Patienten gerüstet. Die Regierung hat zwar Mitte März beschlossen, die Zahl der Intensivbetten auf 115 zu erhöhen und 1000 Isolierbetten einzurichten. Dies erscheint jedoch illusorisch.
Seit zwei Wochen gilt eine allgemeine Ausgangssperre, die mit aller Härte und Polizeigewalt durchgesetzt wird. Narayan Adhikari, der Ansprechpartner des ÖWK in Nepal, berichtet, dass die Menschen nur morgens zwischen 7 und 8 Uhr das Haus für Einkäufe verlassen dürfen.
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie sind katastrophal. 2020 sollte für Nepal das Jahr des Tourismus sein: 2,0 Mio. Gäste wurden erwartet, jetzt vollständiger Zusammenbruch. Allein 20.000 Bergführer und Träger sind ohne Arbeit. Noch härter ist der Verlust aus den fehlenden Auslandsüberweisungen. Mehr als die Hälfte des Gesamteinkommens der Bevölkerung stammte bisher von den im Ausland, vor allem in Nahen Osten, arbeitenden Nepali. Viele Familien sind existenziell bedroht, vielfache Solidarität ist oft die einzige Hilfe.
Das vom ÖWK geplante Schulbauprojekt – sechs Schulen sollen errichtet werden – befindet sich in einem durch die aktuelle Situation verzögertem Antragsstadium. Konzeptionell verstärkt werden wird der Schwerpunkt schulischer Bildung in den Bereichen Gesundheitsprävention und Hygiene.

Zum Thema.:  Inzidenz in NRW liegt bei 223,5

Nigeria

Auch in Nigeria ist nach offiziellen Angaben die Zahl der durch den Coronavirus infizierten Menschen noch relativ niedrig: 238 nach dem Stand 7. 4, und es wurden bisher fünf Todesfälle verzeichnet. Die tatsächlichen Zahlen dürften erheblich höher sein, Tests finden nur selten statt.
Dr. Ozioma Nwachukwu, Präsident der Mbara Ozioma Foundation, mit der der ÖWK seit über zehn Jahren zusammenarbeitet, berichtet über massive Einschränkungen des öffentlichen Lebens und rigide Ausgangssperren. Aufgrund unzureichender Informationen und willkürliche staatliche Eingriffe gebe es nur wenig Vertrauen in Regierungshandeln. Das Gesundheitswesen sei kaum gerüstet für steigende Patientenzahlen.
Die verhängten Restriktionen, vor allem die Ausgangssperren, treffen vor allem die ärmere Bevölkerung. 40 % der Bevölkerung lebten von Tagesverdiensten und hätten keine finanziellen Reserven. Wenn sie nicht arbeiten würden, hätten sie nichts zu essen. Faktisch sei es kaum möglich, die Ausgangssperren einzuhalten.
Das kurz vor Abschluss stehende laufende Projekt des Baus eines Schulinternats mit Speisenversorgung ist angesichts der aktuellen Situation ins Stocken geraten und kann wohl erst im Sommer fertiggestellt werden.

Indien

Ein Hilferuf ereilte den ÖWK am letzten Wochenende von den Partnern aus Indien. Der ÖWK unterstützt seit vielen Jahren die Arbeit des Calvary Chapel Trust, der zahlreiche Einrichtungen zur Betreuung von HIV-infizierten Kindern und Jugendlichen betreibt. Die Organisation möchte möglichst kurzfristig Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel für die immungeschwächten HIV-Infizierten erwerben.
Die Bilder dieser Tage mit den aus den Großstädten vor dem Corona-Virus flüchtenden Tagelöhnern dieses Landes mit über einer Milliarde Bewohnern haben die Ehrenamtlichen des ÖWK erschüttert. „Wenn unser Gesundheitswesen in Deutschland als eines der besten der Welt angesichts der Pandemie droht, an seine Belastungsgrenzen zu geraten, wie kann man sich dann die medizinische Versorgung in Indien vorstellen, sollte sich der Virus dort verbreiten?“
„So gilt auch in Indien: vordringlich sich zu schützen. Der ÖWK stellt den indischen Partnern als Soforthilfe 6.500,00 € zur Organisation der dringlich erforderlichen Schutzmaßnahmen in den betriebenen Einrichtungen zu Verfügung.“
Der ÖWK sieht sich gerade in der Corona-Krise zur Solidarität mit den besonders betroffenen Menschen in seinen Partnerländern verpflichtet. Spenden zur Unterstützung dieser Arbeit werden gern entgegengenommen (Darlehnskasse Münster eG DE 27 4006 0265 0018471900).