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Coole Klänge in der Christuskirche: Quartett „SaxQL“ blies Saxophon-Schwung auf hohem Niveau

Münster-Wolbeck. Ein außergewöhnliches Konzert fesselte am Freitagabend in der Christuskirche in Münster-Wolbeck. Die Kirchengemeinde und die Wolbecker Musikschule hatten vier hochkarätige Saxophonisten gewinnen können: Das Quartett SaxQL mit Marius G. Wegner, Sven Hoffmann, Martin Heemann und Thomas Seidel. Sie boten eine perfekte „Quadratur des Sounds“ aus vier Jahrhunderten.

Originalliteratur für Saxophon gab es lange kaum, da sich sein belgischer Erfinder, Adolphe Sax, darauf verstand, sich mit fast jedem zu verkrachen, erläuterte Heemann. So wurde viel adaptiert, auch das Eröffnungsstück dieses Konzerts, die „Canzona“, die Giovanni Gabrieli eigentlich für Trompete und Oboen verfasst hatte. SaxQL – gesprochen: „saxcool“ –  versteht sich darauf, das Eigene der Originalwerke zu bewahren und mit Stimmlage und Klangspektrum der Saxophone zu neuem Glanz zu bringen. Das gelang mit einem von Joseph Haydns „Sonnenquartetten“, einen Werk voller geistreicher Einfälle, geschrieben für zwei Geigen, Bratsche und Cello. Was SaxQL daraus machte, war mehr als eine Imitation. Wonach SaxQL einige Jährchen in die Zukunft sprang und „How Deep Is Your Love“ von den Bee Gees spielte.

Spritzige Unterhaltungsmusik bot Jean Françaix’ „Petit Quatuor“. Der Dreiakter schildert mit südländischer Spielfreude eine Schlägerei, in die Français frech schräge Töne packt, einen prächtigen Trauermarsch und eine fröhlich ausklingende Serenade. Ein Werk, dessen erhöhten Anforderungen SaxQL mit Bravour und Spielfreude gerecht wurde. In Scott Joplins Ragtime-Werken erklang Musik der Ära vor dem Jazz, des Weiteren Charlie Parkers „Segment“, Michael Mowers facettenreich-schwergewichtiges „Full English Breakfast“ und das weltweit erste Originalwerk für Saxophon-Quartett, das Jean-Baptiste Singelée schrieb. Das Versprechen einer „Überraschungs-Überraschung“ löste SaxQL ein mit Klezmer und Klarinette, Schalom Alechem – „Friede ist eine ganz langsame Sache in der Musik“ – und „Beauty & the Beast“.

Zwei Ehrenbezeigungen gab es für den kirchlichen Rahmen. Die Kirche bekam ein Lob für die gute Akustik  – „da klingt sogar die Klarinette gut“, frotzelte Heemann zu Hoffmann herüber – und zwei Gospel zu hören. Zwei unbekannte Gospel, was Heemann zur Erleichterung des Publikums so kommentierte: „Sie werden es nicht mitsingen können, also brauchen Sie es auch nicht.“ Überhaupt: Die flott-sympathische Schnodderschnauze Heemanns bot manch schmückendes Ornament. Der kecke „Bratscher“ legte über die Musik eine zweite Ebene hochklassiger Unterhaltung, kommentierte Publikum und Mitspieler und bot Instruktives zu Instrumenten und Werken. Hörer und Band hatten einiges zu schmunzeln und zu lachen.

Glänzend spielten die Vier die Kraft des Saxophons aus, für die Sax das Instrument 1840 auch erfunden hatte. Nur ein wenig mehr Stufen in der Dynamik könnte man sich wünschen.

Weit weniger berauschend die Zahl der Zuhörer; sie entsprach dem Quadrat der Musiker-Zahl. Wovon die Musiker sich während des Konzerts nicht beeindrucken ließen; sie zeigten sich äußerst engagiert und in bester Spiel-Laune. Das Publikum dankte es und klatschte sie ausdauernd zu einer Zugabe zu.

Das Motto „Quadratur des Sound“ geht auf den ungewöhnlichen Ansatz der Vier zurück. Sie seien in ihrem Klangideal sehr unterschiedlich, betont Altsaxophonist Sven Hoffmann, der unter anderem an der Musikschule Wolbeck wirkt. Dennoch als Quartett zu wirken sei selten. SaxQL spielt seit zehn Jahren zusammen.

>> www.saxql.de

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