Colourful in St. Clemens: Nicht nur die Farbe beschert Freude

Colourful in St. Clemens: Nicht nur die Farbe beschert Freude
Aktion Colourful! in St. Clemens in Hiltrup. Foto: A. Hasenkamp.

Zuletzt aktualisiert 21. März 2020 (zuerst 13. März 2020).

Münster-Hiltrup (agh). „Hier kommt man ja kaum durch“, sagt eine Frau zu ihrer Begleiterin, hat aber ein Lächeln im Gesicht, als sie die Kirche Sankt Clemens verlässt. Sie steckt noch mitten drin in der  Aktion „Colourful!“. Die begrüßte ihre Besucher am Freitagabend draußen mit einem Luftballon-Bogen über dem Eingangstor, und gleich hinter der Tür steckte man mittendrin in mehreren Reihen farbiger Luftballons, vom Boden bis zur Decke, wie ein fast blickdichter Vorhang. Die Ballons bedeckten zumindest zu Beginn der Aktion den Fußboden der von Kirchenbänken befreiten Kirche, säumten die Bögen rechts und links, türmten sich als meterhohe Wälle kurz vor dem Altarbereich, zu dem man durch zwei Luftballon-Türme gelangte. Wer die Augen zurück zum Eingang und in die Höhe schweifen ließ, dessen Blick fiel auf einen Regenbogen, der vor der Orgel schwebte.

Zuvor werden die meisten Augen hängen geblieben sein auf der Leinwand hinter dem Altar: Wechselnde Bilder wiesen auf Anliegen der Aktion hin. „Mit dem Projekt Colourful zeigen wir für einen Abend, wie und was wir uns für unsere Kirche wünschen“, so hatte die Gemeinde eingeladen.

Die Bilder zeigen ein altes Paar, einander zugewandt, zwei Obdachlose auf einer Bank, ein junges Liebespaar, zwei junge Männer zwischen Kleinkindern, eine junge Frau, die Haare  „colourful“ koloriert, mit einem Ring in der Nase, Hände, die die Hand eines Bettlägerigen halten, ein Kind auf des Vaters Brust, ein kleines Mädchen im Schneidersitz, die Hände gefaltet, ein schwarzer Junge im Bett, die Augen in die Heilige Schrift versenkt.

Wo sonst Kerzen flackern ziehen Farbpunkte ihre Kreise über die Wände, orange, rot, blau, lenken die Aufmerksamkeit Richtung Decke und auf das Gesicht des Corpus Christi hinter dem Altar, über der Leinwand.  Die Orgel schweigt, es erklingen Lieder mit Texten wie: „Und als einer von Millionen stehe ich hier und schau nach oben.“

Ein wenig von dem Miteinander spielt sich tatsächlich in der Kirche ab. Da stupst ein alter Herr mit seinem Gehstock einem Kind einen Luftballon zu, da und dort werfen nicht nur Kinder anderen einen Luftballon zu. Kurz nach der Eröffnung um 18:30 Uhr kommt ein ganzer Schwarm von Kita-Kindern, manche kommen solo, viele als Familie.

Es laufen viele Gespräche in kleinen Gruppen; einige haben Kameras mitgebracht. Einige Beobachtungen hat die Pastoralreferentin Yvonne Krabbe gemacht und Reaktionen aufgeschnappt.  „Sowas Schönes habe ich noch nicht in einer Kirche gesehen – und ich bin schon 62“, so ein Mann; „Solche Projekte bräuchte die Kirche öfter“, so eine Frau. Die Menschen hätten „alle ein Lächeln im Gesicht“ gehabt, sagt Krabbe. Andere Reaktionen fanden Niederschlag auf zwei Tafeln, im rechten und linken Kirchenschiff platziert. „Was macht mein Leben in der Kirche bunt?“ lautet eine Frage; die andere: “Wo muss Kirche bunter werden?“ Projekte wie diese seien im Pastoralplan verankert, sagt Krabbe, die Projektgruppe werde sich diese Reaktionen ebenso anschauen wie die der Aktion in St. Clemens beim Hiltruper „Moonlight Shopping“.

Die farbenfrohe Idee auf die Beine gestellt hat Krabbe mit einem Team von 20 Ehrenamtlichen; es halfen außerdem die Ballonkünstler Ulrich Winkelmann, der die Idee für den Regenbogen vor der Orgel hatte, und Happu Krenz.

Beinahe hätte eine Maßnahme gegen die weitere Verbreitung des Corona-Virus die Aktion gestoppt: mitten im Aufbau am Freitagvormittag kam aus dem Generalvikariat der Stopp auch für solche Projekte.