Bund fürs Leben für die Gleichen

Bund fürs Leben für die Gleichen
Kommersfeier der Akademischen Jagdverbindung ‚Hermann Löns‘ zu Münster. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Zuletzt aktualisiert 5. Februar 2017 (zuerst 3. Februar 2017).

Münster. So etwas gibt es tatsächlich: Die „Akademische Jagdverbindung ‚Hermann Löns‘ zu Münster“ feierte am Wochenende ihr 63. Stiftungsfest, am Freitagabend schlug sie, gut 100 Männer, einen Festkommers im Roten Saal des Schlossgarten-Cafés. Den Jagdschein muss man haben, studieren und männlich, mehr braucht es nicht. Farbentragend ist die Verbindung, und „freischlagen“: man kann, muss aber nicht.

Gleich seien sie hier, unabhängig von Beruf und Vermögen, sagt ein studierter Landwirt und eine Stunde später wird der Senior es ebenso sagen. Ein „Fux“ wird aufgenommen, seine Probezeit ist vorbei – nach der Zeremonie mit seinem Betreuer geht er zu allen im Saal, zu jedem einzelnen, schüttelt Hände, wird umarmt. „Das machen alle, auch der Adel, jeder geht zu allen“, so Heinrich Lehmbrock.

Ein kräftiger Hauch alter Studenten-Herrlichkeit weht, auch in vielen Liedern; vom Beginn „cum tempore“ über das „ad sedes“ zum „ad profundam“ und „silentium strictissimum“. Die Lieder sind mehr studentisch als jagdlich im „Bund der grünen Mützen“; zum „Siebenbürgischen Jägerlied“ gesellt sich das Kommerslied des WJSC. Das vereint beides: „Wir wollen, frei und immer treu, die Wildbahn schützen!“ und “Die alma mater grüßen wir nun auch, die uns versieht mit freien Geistes Gaben“.

Meist recht treffsicher wird kräftig gesungen, beim Kommerslied oder „Burschen heraus“ schaut kaum jemand ins Liederheft. Gern drückt der eine oder andere einem Lied seine persönliche Note auf, besonders beim „Die Gedanken sind frei“. Die Deutsche Burschenschaft? Mit denen habe man nichts zu tun, sagt ein Gast aus Bonn. Die AJV! Hubertia Aachen, die AJV! Hubertia Bonn und Halle zu Bonn sind zu Gast, auch münsterische Verbindungen wie die Frankonia. Die Festrede hielt der Coesfelder Landrat Dr. Christian Schulze Pellengahr (CDU), ebenfalls Jäger und Mitglieder Winfridia in Münster. Vom Brexit spricht er, am meisten bewegt er die Brüder, wenn es ums Jagen geht, gegen das Jagdgesetz von NRW

1929 entstand der Dachverband „Wernigerode Jagdkorporation Senioren Convent“ (WJSC) in Wernigerode, bald nach der Machtübernahme der NSDAP vertagte er sich, um nicht das „Führerprinzip“ übernehmen zu müssen, erklärt Wolfgang Milcke, Vorsitzender des Fördervereins. Die Jagdverbindungen lebten nach dem II. Weltkrieg im Westteil Deutschlands auf, mit dem Mauerfall waren sie schnell wieder in Wernigerode.  Die WSJC sei die kleinste unter den deutschen Studentenverbindungen, so Milcke. Ihr gehörten derzeit zwölf aktive Verbindungen an, die zusammen 800 Aktive zählten. Die zahlenstarke Verbindung in Münster nehme eine besondere Rolle im Seniorenconvent der WJSC ein. Die WJSC sei so etwas wie der Bundesrat für die Bundesländer.

Wert legen sie auf das Lebensbund-Prinzip: Hier bleibt man auch nach Abschluss des Studiums, als „Alter Herr“. Das Alter im Roten Saal ist bunt gemischt und reicht bis weit oberhalb der 70. Ein Totengedenken pflegen viele Vereine, auch die Jagdverbindung – aber hier dauert die Stille Minuten. Man kenne ja nicht alle persönlich, meint der Landwirt, aber dann denke man eben an eigene Verstorbene. Es gebe ein „Gänsehaut-Gefühl“. Und man wisse, wenn man selbst nicht mehr sei, werde der eigene Name hier genannt.
Mit der ersten Strophe der Nationalhymne endete der offizielle Teil.