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Besser beobachten, was man im Handel an Behinderungen schafft

Münster. „Wie gehen wir eigentlich im täglichen Geschäftsleben mit Menschen mit Behinderungen um?“, so formulierte die Journalistin Anne Legat als Moderatorin die Kernfrage des 14. Trialogs. So nennt der Handelsverband Nordrhein-Westfalen den Dialog von Politik, Handeln und Verwaltung, der erneut im Friedenssaal des Rathauses in Münster stattfand.

Die nicht automatisch sich öffnende Ladentür kostet Kunden, die Stufen auch: Sie sind nicht nur für Rollstuhlfahrer unangenehme Hindernisse, sondern auch für den alleinerziehenden Vater mit Kindern und Tüten in der Hand. Solche Hürden schlagen sich dann in 10 bis 20 % Kundenverlust nieder, berichtete der Design Thinker und Inklusions-Aktivist Raúl Krauthausen. Das Drehkreuz bringe Rollstuhlfahrer schnell in demütigende Situationen. Die Geldautomaten, ohnehin ein Problem für Rollstuhlfahrer, haben dies durch technischen „Fortschritt“ noch verschlimmert, durch den Touchscreen: Dort kann der Blinde nichts fühlen, und wer nicht selbst mit den Fingern an den Screen kommt, kann jetzt auch mit einem Stock nicht erreichen. So müsse er, berichtete Krauthausen, jedes Mal Fremden seine PIN-Nummer preisgeben – als er das vor Bankmitarbeitern berichtete, seien die aus allen Wolken gefallen. Mancher Durchbruch ist schon für 200 € zu haben, etwa in Gestalt einer Rampe. Hier sagte Krauthausen etwas, das gut zum Charakter des Trialogs passt, weil es neben dem Handel auch Verwaltung und Politik betrifft: Die Politik müsse solche Vorkehrungen gesetzlich vorschreiben – dann sei die Gleichheit im Wettbewerb auch bewahrt. Wobei an 200 Euro Kosten wohl kein Geschäft zu Grunde gehe. Andere Länder, wie Kanada und Österreich, hätten schon vor 30 Jahren gesetzliche Vorgaben gemacht, etwa bei öffentlichen Toiletten, und seien daran nicht gescheitert. Den münsterischen Bahnhof bewertete Krauthausen auf eine Frage der Moderatorin Anne Legat hin als „mega“.

Sorgte für einige überraschende, obwohl naheliegende Einsichten: Design Thinker und Inklusions-Aktivist Raúl Krauthausen. Foto: anh.

Die Stadt dürfe kein exklusiver Raum sein, hatte zuvor Oberbürgermeister Markus Lewe in einem Grußwort gesagt, sondern für alle einen Raum des Erlebens, des Kommunizierens, und ein Forum. Für den Handelsverband sprachen Stefan Grubendorfer, sein neuer Vorsitzender, Karin Eksen und Thomas Schäfer.

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