Berdel-Umzug: Vom „Mal eben“ zur Institution am Zibosa

Zuletzt aktualisiert 30. Dezember 2015 (zuerst 17. Februar 2009).

Münster-Wolbeck. Aus einer kleinen Idee wuchs ein großes Ereignis: Der Berdel-Umzug am Ziegenbockssamstag, dem ZiBoSa. Anno 2002 wollte eine der Wagenbauer-Gruppen mal „kurz gucken“, wie weit die anderen Wagenbauer aus der Bauernschaft wohl seien. Es wurde eine Stunde daraus, dann guckte man hier und auch noch mal eben da, schließlich kamen die Aktiven von nunmehr neun Wagen zusammen.

Schauplatz des zentralen Happenings ist der Hof von Familie Horstrup: gut, dass der Hof geräumig und die Scheunentür weit ist – hier umlagern wohl 150 Leute die Scheune. Denn drinnen residiert sechsköpfig die Berdelgarde entlang der Breitseite eines Anhängers. Wilhelm Horstrup führt die Regie am Mischpult und das Mikrofon: Es gibt viel anzukündigen. Hubert Linnemann und Christian Hohenkirch sind das scheidende Berdel-Duo, sie nehmen Abschied vom Amt des Berdelmajors und des Adjutanten. Er habe gar nicht loslassen wollen von dem schönen Traum, so Linnemann, noch mit Szepter und gelb-blauem Umhang versehen, so schön sei es gewesen.

2004 gab es das erste Berdel-Duo, Robert I. Hülck und Norbert I. Die Würdenträger-Liste ist nicht rein männlich: Manfred und Antonius, Uschi und Marc folgten.

Nun bekommt der Berdel vom Berdel-Rat den nächsten, den – Jubiläum! – fünften Major: Bernd Lohmann wird eingekleidet, hält sogleich eine formvollendete Rede – nur die Schlange der Gratulanten ist noch länger. Sein Adjutant ist Christian Markfort.

Die Berdel-Ämter, erklärt ein Reinhard Bellmann von der Berdel-Garde, seien für manchen eine besondere, eine einzigartige Chance: Sie sind kaum mit Kosten verbunden – das kommt etwa einem Lehrling sehr gelegen.

Die andere Chance ist die der Kinder. Zuhauf bevölkern sie mit Mützen und Handschuhen die Wagen auf allen Etagen, Vater oder Mutter sind nicht weit und trinken ebenfalls Saft und Cola. Beim großen Umzug gehe das nicht, erläutert Antonius Markfort seit an seit mit einem anderen Vater: Wenn die Kinder dabei sind, heißt es gut aufpassen, da leidet die Ausgelassenheit – die ist am Montag dran. Der Berdel-Umzug ist ein Familien-Spaß.

Damit die Kultur nicht zu kurz kommt, tritt gar das gemischte Berdel-Ballett auf – und lässt in seiner Entblätterungs-Nummer die Klamotten fliegen, soweit es die Sonnenstrahlen zulassen.

Für den Berdel-Umzug werden auch die Wagen in Augenschein genommen, Musik und Nebelmaschinen angeworfen, und nicht nur die Kinder schaukeln hoch oben auf den Zinnen die Wagen durch, dass man sich auf hoher See wähnt. Tatsächlich fällt ein platter Reifen auf, eine Gruppe organisiert sich noch ein robusteren Unterbau. Auch die Motoren werden angelassen – es soll alles glatt laufen beim noch größeren Umzug am Ziegenbocksmontag.

Diese Entwicklung könne man nicht mehr zurücknehmen, meint Horstrup am Abend bei der ZiBoMo-Gala, aber das will er wohl auch nicht. Der Aufruhr wäre groß, würde von den Kindern bis zu den Amtsinhabern reichen – Weihnachten schafft man schließlich auch nicht ab. So wird es weiter durch die Bauernschaft schallen: „Hipp hipp, Berdel Berdel!“