Beinahe Panzerübungsgelände: Kajo Plassmann erzählt aus der wechselvollen Geschichte eines Dorfes

Münster-Angelmodde. Lokale Geschichte zieht Interessierte an – zumal in Angelmodde, einem Dorf, das wie wenige andere seine Geschichte in Chroniken aufgearbeitet hat. Am Mittwochabend erzählte Kajo Plassmann von den Heimatfreunden Angelmodde, wie aus dem Sitz der Herren von Angelmodde ein Stadtteil von Münster wurde.
Ganz anschaulich hatte Plassmann das letzte Ortsschild vor der Eingemeindung nach Münster mitgebracht, das Peter Junglas wenige Tage vor Jahresbeginn 1975 für das Archiv gerettet hatte: „Angelmodde. Kreis Münster“ steht darauf.
Plassmann setzte bei den Herren von Angelmodde an, deren Geschichte freilich im Dunklen oder im Nebel der Sagen liegt. Ob eine Burg hier bei Werse und Angel lag oder ein  Herrenhaus oder ein großer Gutshof – das sei nicht sicher überliefert. Neben „unausrottbarer volkstümlicher Überlieferung“ gebe es aber auch die wissenschaftlichen Forschungen etwa von Wilhelm Kohl, dem ehemaligen Leiter des Staatsarchivs in Münster. Bäche wie der Mühlenbach, Erdelbach und Emmerbach markierten weitere Strukturen der bäuerlichen Wirtschaft.
Mit einer Karte zeigte Plassmann die für Angelmodde typische, bis in die jüngste Geschichte prägende Insellage auf. Ein Luftbild der Überschwemmung von 2003 machte klar: Angelmodde konnte nicht wachsen, das ging nur in Angelmodde-West, das auf den ersten Blick eher zu Gremmendorf zu gehören scheint. An den Anfängen steht der Missionar Suitbert, dann spricht eine domkapitularische Urkunde aus dem Jahre 1176 von „angelemudeh“. Eine Kirche mit Friedhof hat vermutlich schon vor dem Jahr 1000 existiert, drumherum eben eine „Burg“, ein Schulzenhof, Höfe und Kotten. Um 1829 zeigt eine Flurkarte auch die damals zehn Kotten des Grafen Merveldt.
Noch 1955 zeigt der Blick auf die größte Straße von Alt-Angelmodde nur Holz- und Fachwerkbauten. Glücklich kann Angelmodde über die Sammlung von Zeichnungen und nicht zuletzt auch Fotos sein, die Objekte wie die Fußgängerbrücke „Langes Schemm“ gleich von zwei Blickrichtungen zeigen. 1721 erwarb Merveldt Haus Angelmodde. Die Familie sei ein „ziemlich begütertes Geschlecht“ gewesen, das über die Schlösser in Lembeck und Westerwinkel verfügte und über den im II. Weltkrieg zerbombten Merveldter Hof in Münster. Hierhin seien „die armen Angelmodder Bauern“ mit ihrem Rentmeister gegangen, um Rechenschaft abzulegen. Man könne sich vorstellen, so Plassmann, „wie scher manchem Angelmodder Bauern“ das fiel. Die etwa 60 Zuhörer im proppenvollen Zimmer des Gallitzin-Hauses hörten gern auch noch vom Wirken der Gräfin Gallitzin, dem Bahnhof, Schulen, dem Entstehen von St. Bernhard, der Peter-Büscher-Siedlung und der Waldsiedlung. Beinahe wäre ganz Angelmodde ein Panzerübungsgelände der Briten geworden. Am 24. Juli 1951 war in den Westfälischen Nachrichten zu lesen: Die „Gefahr dürfte abgewandt sein“.