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Beim Sparen fing die Tanz-Karriere an: das Männerballett Hüpp men too

Beim Sparen fing die Tanz-Karriere an: das Männerballett Hüpp men too 1

Wolbecker Männerballett „Hüpp men too” eroberte Säle und Zelte

Münster-Wolbeck (agh). Ganz klein ging es los mit der Männerballett-Kultur in Wolbeck, in den 80er Jahren und bis in die 90er. Mit Wilfried und Kurt Bradtke und „Schalke“ Franz-Josef Falkenberg, Hans-Jürgen Drosselmeier, Kurt Fragel, Roland Mende, Günter Roer, Hubert „Mutz“ Hinkelmann und Martin Becklas sowie Roger Hale.

Sparclub „Heckenschützen“

Alle kamen aus dem Sparclub „Heckenschützen“, der in der Gaststätte Benger residierte. Dort dachten sie sich für eine Auszahlung etwas aus, was sie „den Frauen bieten könnten“, erinnert sich Roland Mende. Die Idee soll Kurt Bradtke 1982 gehabt haben, als er im Radio Can-Can hörte. Die Männer im Altern von 19 und 34 Jahren tanzten für den Club. Und dann bei einer Weiberfastnacht. Und dann gleich bei einer zweiten, bei Sültemeyer. Hinzu kamen Auftritte in Wolbeck bei Gala und Frühschoppen, dann bei der KG Pängelanton.

Damenwelt ist angetan

Die Bilder der 90er verraten, dass die Damen zumeist sehr aufmerksam das Treiben der Ballerinas verfolgten, amüsiert und staunend. Ob sie nun orientalisch mit Kleid, Glitzer-BH und Schleier sowie Diadem unterwegs waren oder im Bastrock mit BH und Kopfschmuck. Oder mit Feudel und Lappen sowie Blümchen-Schürze als Putzfrauen-Sextett mit Polka. Bedingt authentisch war hier einiges: von Schnurbärten und Schnäuzern ist in diesen Traditionen nichts überliefert. Die Bärte zu entfernen kam niemals in Frage.

Hüpp men too setzt Standards und reizt Erwartungen

Schon im Jahr der Premiere waren die Erwartungen groß, bei ihrer Premiere: Sie seien „der optische Knüller des Abends“, damals Kurt Bradtke, Winnie Püth (einmal dabei), Rolf Hale, Franz Josef Falkenberg, Kurt Fragel und „Riese“ Drosselmeier. Der erste Tanz werde die Lachmuskeln nicht zur Ruhe kommen lassen, die „närrischen Freudenträgen“ würden schon nicht mehr zurückzuhalten sein, so dass man „die Can-Can-Showtänze und Augenschmaus -Zugaben“ „wohl nur fröhlich verschleierten Blicks erleben“ werde, hieß es in der Zeitung.

Männerballett Wolbeck bald gefragt

Die Freude hielt: Die WN-Beilage zur Session 1984 kündigte sie an im Programm zur Gala mit Hippenmajor Horst Beitelhoff im Festzelt auf dem Marktplatz als das „berühmt-berüchtigte Wolbecker Männerballett“. In einem Atemzug mit den Tanzmariechen und der weiblichen Tanzgruppe „Angelspatzen“. Auch zum Frühschoppen am ZiBoSo waren sie gesetzt. Der WN-Bericht würdigte „die elfengleichen Figuren und Beine“. Als Zugabe-Rufe-Garant gehandelt wurden sie auch für 1985, wiederum mit Premiere in der Gaststätte Benger, bei der Weiberfastnacht.

Von Weiberfastnacht bis Landjugend – „Hüpp men too“ und Can-Can gefragt

Auch die Landjugend empfing das Ballett gern auch ihrem Karnevalsfest bei Sültemeyer, ebenso die AWO im Haus Wolbeck mit damals „etwa 40 Senioren“. Bald brachte es Hüpp men too auf sieben Auftritte in einer Session; da war die Trainingsdauer im „Alten Gasthaus Lasthaus“ schon auf drei Monate geklettert. Das zahlt sich aus: „Selbst herrenlose, über den Boden rollende Styroporbusen konnten die rasanten Tänzer in ihrem Eifer kaum bremsen.“ Auch nicht, dass Kurt Bradtke einmal mit einem Stöckelschuh durch die Bühne brach. In der letzten Session von Hüpp men too blieb Ehrengast und Oberbürgermeisterin Marion Tüns, schon verabschiedet, noch seitlich auf der Bühne: um den Tanz zu sehen. Woraufhin Hinkelmann, sie auf eine besondere Aktion vorbereitet glaubend, sie ansprang und um ein Haar von den Füßen riss.

Knallhartes Training für Wolbecker Männerballett

Wie das spätere Männerballett stellte die Truppe auch Hippenmajoren, die Bradtkes.
Ohne Training ging es nicht, wobei früh von „etwa einem Monat intensiven Training“ die Rede ist. Als Trainerinnen bekannt aus den Zeitungsartikeln sind Martina Woitschitzke, „mit Engelsgeduld und viel Fachverständnis“, und ihre Schwester, Turniertänzerin Andrea Woitschitzke, und später Sandra Gnegel.

Pause und Revival für zwei Hippenmajore der KG ZiBoMo

Den Erfolgen von 1983 bis 1990 folgte eine Pause. Doch bei Hippenmajor Gerrit I. Schumann 1996 waren sie wieder da, um „in feschen Dirndl-Trachten weißblaue Schmankerl zu servieren“. Erika Sudmann will die Tänzer reaktiviert haben. Elli Brodrecht erinnert sich noch an einen Auftritt mit Röckchen und „herb-männlichem“ Duft. Das Training wechselte von Lasthaus zum evangelischen Pfarrheim.  Das Schneidern leistet Edith Zschiesche. Neu unter den „Mädels“ ist Martin Becklas. Schluss war 1997 – Hippenmajor Gustel Schroer erinnert sich noch. Als Fußtruppe blieben sie aktiv. Hüpp men too warf nicht länger die Beine, sondern beim Ziegenbocksmontag-Umzug selbst verpackte Berliner: Bäcker Peter Rose war ein Sponsor.

Wolbeck ohne Männerballett – und die Idee für die XXL-fen

Den Bogen zum nächsten Männerballett schlug einer, der sich an Hüpp men too von „Mitte der 80 plus minus 0“ erinnerte. Paul Dreyer war 1998 Hippenmajor, erlebte in Telgte das dortige Männerballett: „Das fehlte ja wirklich“ in Wolbeck. So kam er mit Andreas Schwegmann ins Gespräch – 2000 starteten die XXL-fen als zweites Männerballett aus Wolbeck. Der Wirkungskreis der XXL-fen reichte bald weit über Wolbeck hinaus.

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