Bedenkenswertes im Plauderton

Telgte. Liebe zu betonen ist trivial, die Aufforderung: „Liebe Dich!“ ist es weniger. Sie gehörte zum Programm des Kabarettisten Klaus Birk am Freitagabend im Bürgerhaus Telgte.
Viel Grundsätzliches liefert Birk und lebendige Beispiele dazu. Der Frau, was sie dringend wissen muss, wann nämlich im Mann der Drachentöter-Instinkt erwacht. Dass Frauen dreißig Eskalationsstufen haben, der Mann drei. Und Praktisches: Dass sie spätestens im August schwer beleidigt erscheinen muss, wenn sie ein schönes Geschenk zu Weihnachten erwartet. „Ich habe die Frage gehört“: Wer das als Antwort zu hören bekommt, könnte seine eigene Frage überprüfen.
Was der Mann überhaupt wahrnimmt und wie, erläutert Birk, für das mit-teilende Frau auch.
Das Phänomen des „unsichtbaren Gorillas“ stellt er vor und macht sein mächtiges, durchaus Verhängnis in sich bergendes Wirken im Ehepaar-Alltag sichtbar. Wenn der Buch-Leser das neue Kleid und die umgefärbten Haare der Gattin übersieht, zum Beispiel. Oder sein segensreiches Wirken in der überraschend preiswerten Wohnung in der Einflugschneise des Stuttgarter Flughafens. Einen hilfreichen Tipp für die Wahl des rechten Zeitpunkts im Kampf um die Aufmerksamkeit des einen Krimi guckenden Gatten macht er daraus auch.
Birk verbindet Gefühl und Logik, denkt um die Ecke und in die andere Richtung, etwa beim Stuttgarter Hochhaus-Bau. So fördert er genug Bedenkenswertes und Spaßiges zutage, oberhalb der Gürtellinie.
Birk überrascht und fängt Aufmerksamkeit mit seinen Fragen: „Sie haben sich bestimmt schon mal überlegt, was Sie tun können, um ein noch besserer Mensch zu werden.“
Dann klärt Birk als aufmerksamer Bibel-Leser und -Interpret noch, warum der Mann eine gerade Zahl von Rippen aufweist, obwohl er, dieser „Klumpen Lehm“, im Paradies doch aus einer solchen „das wunderbarste, erhabenste Wesen“ hatte schöpfen lassen, „das die Welt je betreten hat“. Und Birk endet mit dem nach all diesem logischen Appell: „Liebe Dich! Und du kannst mich gernhaben!“
„Liebe dich!“ ist auch der Titel der nächste Woche startenden Ausstellung der Telgter Hanse. Ein Grund für Simone Thieringer vom Kulturmanagement der Stadt Telgte, beim Denker aus der Schwaben-Metropole zuzugreifen. Dem Applaus nach kam der Schwabe gut an in Telgte.
Ausverkauft war der Saal nicht, die Kabarett-Branche durchläuft eine Phase nachlassender Nachfrage auf hohem Niveau. Geschickt nutzte man dies, um die Gäste an runden Tischen in heimeliger Atmosphäre lauschen zu lassen.