Ausstellungshalle Münster zeigt Monika Baers romantische und surreale Bildwelten

Münster.- Die Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst der Stadt Münster zeigt die erste museale Einzelausstellung von Monika Baer (Jahrgang 1964). Die Werkschau wurde bereits im Bonnefantenmuseum in Maastricht (Oktober 2005 – Januar 2006) und in der Pinakothek der Moderne in München (3. März – 11. Juni 2006) gezeigt. Das teilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Münster am 07.07.06 mit. 

Sie gibt mit einer Auswahl von 26 Gemälden, Zeichnungen und Collagen einen Überblick über das Schaffen einer Malerin, die in einem Atemzug mit Künstlern wie Luc Tuymans, Peter Doig oder Neo Rauch genannt wird. Im Umfeld dieser neoromantischen Positionen entwickelte sich in den vergangenen 15 Jahren ein neues figuratives Bezugssystem. Monika Baer hat zu dieser Entwicklung hinsichtlich Kolorismus, Narration und malerischem Selbstverständnis maßgebliche und eigenständige Impulse geliefert.

Fragmente einer Sprache der Entrückung

Die in Berlin lebende Künstlerin hat nach ihrer Studienzeit (1985 – 1992) an der Düsseldorfer Kunstakademie ihre ersten großformatigen Bilder gemalt. Sie führen in kulissenhafte, menschenleere Landschaften, in denen zum Beispiel "Weiße Kakteen" an einem nächtlich tropischen Gewässer leuchten. International bekannt wurde Monika Baer 1998 mit ihrer "Mozart-Serie". Schauplatz dieser schrill-farbigen Bilder ist eine Rokokobühne, auf der Menschen wie Marionetten auftreten.

In ihren neueren Arbeiten entführt Monika Baer in eine hintergründige Traumwelt. Das illusionistische Szenario löst sich zugunsten einer schwebenden Atmosphäre auf. Nun besetzen fragmentarische Elemente einen ortlosen Raum vernebelter Entrücktheit und magischer Entfremdung. Eine besondere Bedeutung kommt dabei einem fast verbrauchten Bildvokabular zu. Monika Baer gelingt es, diesem abgelegten Bildervorrat neue Energien zuzuführen und ihn der Verwerfung durch die mediale Zivilisation zu entreißen.

Der weibliche Körper als Folie des Experiments

Die Künstlerin entwickelt psychedelische Bildwelten, die besondere Ebenen des Unterbewussten ansprechen. Konkrete Farbfelder, mysteriöse "Operationen am offenen Herzen" und geheimnisvolle Schleier der Entzauberung weihen den Betrachter in ein intimes Szenarium ein, in dem auch auto-erotische Anspielungen ihren Platz finden.

Auffällig ist Baers Interesse an Körperlichkeiten ohne eindeutige Identität. Organische Teilformen, Haarsträhnen, aderartige Verschlingungen und isolierte Codes und Metaphern aus der Popkultur, den Medien und dem Alltag verbinden sich, oft abgründig und übernatürlich, mit Versatzstücken aus der Kunstgeschichte. Im Fokus der Aufmerksamkeit bleibt der menschliche Körper als vieldeutige Folie der Phantasie und des Experiments – und alles, was sonst noch sinnliche Qualitäten hat.

Monika Baer: Malerei und Arbeiten auf Papier (1992 – 2005). Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster, Speicher II, Hafenweg 28; 8. Juli – 24. September 2006, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa/So 12-18 Uhr.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen: Monika Baer, Verlag Buchhandlung Walther König, ISBN 3-86 560-07-4, 17,50 Euro.

Biografie Monika Baer

Monika Baer wurde 1964 in Freiburg/Breisgau geboren, sie lebt und arbeitet in Berlin.

Einzelausstellungen (Auswahl):

1999: "Snowflake Office", Düsseldorf (mit Alice Creischer); 2002: Galerie Barbara Weiss, Berlin; 2003: "Jäger", Galerie Barbara Weiss, Berlin; "Hotel My Room", Musikschule Kokopelli, Berlin (mit Sigune Sièvi); 2005: Bonnefantenmuseum, Maastricht, Niederlande; "Unter Birken", Galerie Eva Presenhuber, Zürich, Schweiz; 2006: Richard Telles Fine Art, Los Angeles, USA; Galerie Barbara Weiss, Berlin; Pinakothek der Moderne, München

Gruppenausstellungen (Auswahl):

2000: "Malerei VI", Galerie Monika Sprüth, Köln; 2001:

Botschaft, Düsseldorf; 2003: "deutschemalereizweitausenddrei", Frankfurter Kunstverein;

"Falling Angels", Greene Naftali Gallery, New York, USA; 2005: "Flashback", Kunstverein Freiburg; Glue, Berlin (mit Sigune Sièvi und DJ Mo); "Diving Trips: Zeichnung als Reportage", Kunstverein Hannover, Kunsthalle Düsseldorf