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Aussichten für Biogasanlagen im Münsterland: Diskussion in Münster

Hat Biogas im Münsterland eine Zukunft? Ulrich Drochner (v.l.), Helga Bennink, Henrik Lütke Brintrup und Dr. Michael Harengerd. Nicht im Bild ist Dr. Joachim Matthias.

Hat Biogas im Münsterland eine Zukunft? Ulrich Drochner (v.l.), Helga Bennink, Henrik Lütke Brintrup und Dr. Michael Harengerd. Nicht im Bild ist Dr. Joachim Matthias.

Münster-Wolbeck. Entsteht mit Biogasanlagen ein Stück Energiewende im Raum Münster? Die Aussichten sind eher fahl, so der Tenor einer Podiumsdiskussion. Eingeladen hatte das Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Verkehrsplanung in das Schulzentrum Wolbeck. Die zwei Stunden moderierte Helga Benning, Vorsitzende des entsprechenden Ratsausschusses.

Lage der Biogas-Branche 

Der Biogasanlagen-Branche in Deutschland geht es „gerade gar nicht so gut“, sagte Ulrich Drochner, Regionalreferent West des Fachverbands Biogas mit rund 8000 Mitgliedern. Potenziale für Biogas im Münsterland gebe es „nur sehr bedingt“. Sie lägen eher in anderen Regionen Deutschlands. Ein Ausbau unter dem EEG 2014 sei „meist nicht wirtschaftlich möglich“. Der Ausbau sei nicht optimal verlaufen, nämlich konzentriert auf bestimmte Landkreise, die wie im Münsterland bereits eine hohe Viehdichte haben. Dahinter stecke die Kopplung von Boni für die Nutzung von Gülle und nachwachsenden Rohstoffen. So leide die Akzeptanz.

„Meist nur noch Speiserest- und Güllekleinanlagen wirtschaftlich“

Meist, so Drochner, seien nur noch Speiserest- und Güllekleinanlagen wirtschaftlich. Zudem gebe es „sehr verzerrte emotionale Wahrnehmungen“. Mais werde im Schnitt zehn Kilometer weit transportiert – nicht weiter, wie manche glaubten, berichtete er aus einem Gespräch mit Ministerpräsidentin Kraft. Seit 2012 sei in seinem Arbeitsgebiet keine größere Biogasanlage beantragt worden, sagte Dr. Joachim Matthias, seit 2004 Energieberater in der Landwirtschaftskammer NRW.

Verkennt das BMWi Vorteile der Biomasse?

Die Vorteile würden vom Bundeswirtschaftsministerium „verkannt“, sagte Drochner. Biomasse sei als einziger Träger erneuerbarer Energie kontinuierlich verfügbar, könne daher konventionelle Kraftwerke ersetzen. Es werde zu wenig geforscht. Matthias forderte: „Man muss den Kreislauf rund basteln“. Für kommunale Biogasanlagen seien die Perspektiven „gewaltig“, so Gerhard Joksch, der ehemalige Stadtbaurat und jetzige Bürgermeister. In Münster laufe eine schon seit zehn Jahren.

Fahle Perspektive für Landwirtschaft

Die Perspektive für die Landwirte sei „gleich Null“, urteilte Henrik Lütke Brintrup vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband WLV, selbst Betreiber einer Biogasanlage. Zum einen wollten Landwirte wie er nicht die Akzeptanz in der Gesellschaft riskieren – das gab Beifall bei vielen Landwirtschafts-Vertretern aus dem 38 Köpfe starken Publikum. Da geht es um „gigantische Verödung“ wie im Kreis Borken, wie Dr. Michael Harengerd als Vertreter der Umweltverbände sagte: um „Vermaisung“, um Transportwege und die Alternative Teller, Tank oder Stromerzeugung. Zum anderen seien die Erlöse nicht mehr interessant. Die Landwirte hätten in Sachen Wärme aus Biomasse ein anderes „Bonbon in der Tasche“, sagte Lütke Brintrup: Holzhackschnitzel.

Josef Schwegmann, ein Landwirt aus Wolbeck, stellte die Frage, die sich als Gretchenfrage entpuppte: „Wo soll man die Nährstoffe lassen?“ An ihnen mangelt es nicht im Raum Münster.

Zitate aus der Diskussion über Biogasanlagen

„Das EEG 2014 hat die Vollbremse gezogen.“

Dr. Joachim Matthias 

  „Der eine oder andere Anlagenbetreiber hat sich einfach übernommen“.

„Die Flächenverknappung in NRW ist täglich zu spüren.“

Ulrich Drochner

„Erneuerbare-Energien-Gesetz“ in der Fassung von 2014

Arbeitsbasis ist das EEG oder „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ in der Fassung von 2014. Es regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz und garantiert deren Erzeugern feste Vergütungen. Vorläufer war das Stromeinspeisungsgesetz von 1991. Die Förderung wurde gesenkt.

Biogasanlagen in Münster

Im Stadtgebiet Münster laufen zehn Biogasanlagen, eine davon in Wolbeck im Gebiet Kreuzbach. Außerdem sind zwei Satelliten-Blockheizkraftwerke in Betrieb, die Gas vom Fermenter einer Biogasanlage beziehen. Eine weitere Anlage ist genehmigt, aber noch nicht errichtet, so die Auskunft der Stadt.

Informationsseite der Stadt Münster zu erneuerbaren Energien

Informationen der Bezirksregierung Münster zu Biogasanlagen

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