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Auch dem guten Klang zuliebe: Hans Pilgrim repariert als Hobby alte Radios

Münster-Wolbeck. Zwischen Plasma- und LCD-Fernsehgeräten mit LED-Hintergrundbeleuchtung, Werbung für 3D und den Umstieg auf Digital-Empfang fürs Fernsehen und DAB2 fürs Digitalradio stehen im Geschäft von Hans Pilgrim auch Rundfunkgeräte vom Anfang der 60er Jahre.

Und die funktionieren zum Teil sogar – oder warten auf die Reparatur durch Pilgrim.
Ein Nordmende Parsifal, produziert 1961 bis 1963, steht da im Regal mit zwei eingebauten Lautsprechern, das Telefunken Concertino 219 aus der gleichen Zeit hat gar vier. Aus dem Schwarzwald kam das SABA „Villingen 115“. Anschluss für Plattenspieler und Tonbandgerät, sogar für einen Zweitlautsprecher etwa für die Küche – alles da. Auch ein Gehäusedipol für UKW-Empfang sowie eine Antenne für Mittel- und Langwelle. Von anno 1961/62 ist das Gerät und verrät, das es in Münster damals eine Werksvertretung des Herstellers gab. Drei Lautsprecher weist das etwa drei Kilo schwere Gerät auf, das große Holzgehäuse sorgt für guten Klang. „Der Klang ist sehr viel besser; das Volumen ist da.“ Genau das hat es Pilgrim angetan und zum professionellen Bastler an den historischen Rundfunkgeräten gemacht; er repariert und restauriert. Teile oder Informationen zu den Schaltkreisen gibt es über hochspezialisierte Foren im Internet zu finden, wenn etwa ein Kondensator kaputt ist. Auch das Aussehen hat es Pilgrim angetan, etwa bei Geräten mit dem „magischen Auge“, das die Empfangsqualität anzeigt.

In die Lehre ging Hans Pilgrim in Münster bei Radio Sandfort in Münster, studierte   Elektrotechnik in Bochum   und erwarb 1980 den Meistertitel als „Radio- und Fernsehtechniker“, wurde Angestellter im Radiogeschäft Thier in Wolbeck.  Dann machte er sich in einem Nebenraum als freie Werkstatt selbständig. 1989 ergriff er die Gelegenheit, das heutige Ladenlokal in der Straße „Am Steintor“ zu mieten. Er erweiterte das Geschäft auf den Verkauf und beschäftigt heute einen Techniker und und bildet einen Lehrling aus.

Bei der Auswahl von „Azubis“ für den heute „Informationstechniker“ genannten Ausbildungsgang ist ihm der Umgang mit den Kunden wichtig, Verständnis für technische Abläufe und Interesse an Unterhaltungselektronik. Wie es damit aussieht, zeigt ein kurzes Praktikum.

Das Engagement für die alten Schätzchen kam aus eigenem Interesse an der alten Technik, so Pilgrim. In der Lehre war diese Technik am Rande angesprochen worden, gerade kamen die TV-Geräte mit Transistor auf. Aber die Kenntnisse aus dem Studium halfen weiter bei der Röhrentechnik. Die Geräte sehen innen ganz anders aus als heute  – keine Platinen, sondern Freiluft-Verdrahtung.  Eine Chance für das Selbermachen. Einen Röhrenverstärker hat Pilgrim selbst gebaut. Die Technik ist nicht überall verdrängt – „Im High-End-Bereich werden heute noch Röhrenverstärker eingesetzt; auch viele Bands nutzen das in den Verstärkern.

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