Abgezockt und totgepflegt?

Münster.- Markus Breitscheidel stellt sein viel diskutiertes Buch im Rathausfestsaal zu Münster vor. "Abgezockt und totgepflegt" – trifft der Titel dieses Buches von Markus Breitscheidel ins Schwarze? Der Autor der brisanten Veröffentlichung kommt am Mittwoch, 30. August, 19 Uhr, zu Vortrag und Diskussion in den Rathausfestsaal (Eintritt frei). Der Verein Ambulante Dienste e.V. und das Sozialamt der Stadt haben ihn eingeladen. Sie wollen durch die Auseinandersetzung mit dem Thema einen Beitrag zur menschenwürdigen Pflege leisten. Das teilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Münster am 21.08.2006 mit.

Breitscheidel hat mehr als ein Jahr lang "undercover" als Pflegehilfskraft in fünf Alten- und Pflegeheimen in Deutschland gearbeitet. "Aus seiner Expedition entstand ein zutiefst aufrüttelnder Insider- und Tatsachenbericht. Empfehlenswert für alle, die nicht verdrängen wollen, dass sie auch einmal alt werden und pflegebedürftig sein könnten. Und Pflichtlektüre für die Ausnahmepolitiker, die sich noch ein Gewissen leisten und soziale Verantwortung spüren", schreibt Günter Wallraff im Vorwort zum Buch.

Den Veranstaltern ist klar, dass die Publikation auch in Münster kontroverse Diskussionen auslösen kann. Sozialamtsleiter  Michael Willamowski: "Selten hat ein Buch so polarisiert. Viele sagen ‚Gut, dass endlich über die Bedingungen in der Pflege gesprochen wird‘. Zahlreiche Kritiker halten dagegen, dass das Buch ungerechtfertigt verunsichere und eine ganze Berufsgruppe zu Unrecht negativ darstelle. Diese konträren Meinungen müssen sich begegnen und diskutiert werden."

Birgit Edler von Ambulante Dienste e.V.: "Wir erleben in unserer Arbeit den zunehmenden Kostendruck als eines der größten Probleme. Der Grundsatz ‚Ambulant vor Stationär‘ unterliegt einem Kostenvorbehalt, der sich auf die Qualität der ambulanten Pflege negativ auswirkt." Breitscheidel gebe im letzten Teil des Buches wichtige Anregungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Altenpflege. "Aus meiner Sicht ist dies ebenso wichtig, wie die Darstellung seiner Erfahrungen in den Heimen."