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21 Meter Wolbecker Geschichte

Die Luft steht im Kunstraum der Realschule. Trotz der Hitze sind die Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 in Arbeit vertieft. Vor ihnen liegt eine drei Meter lange Stoffbahn, die zu großen Teilen schon bemalt ist. Man erkennt den Lamberti-Kirchturm samt den berühmten Käfigen und erhaben blickt den Betrachter der „Täuferkönig“ Jan van Leiden an.

Realschüler malen mit bei der Kunstaktion „7 Jahrhunderte – 7 Banner“ 

Doch eine schwarze Gestalt greift nach seiner Königskette. Auf dessen Brust prangt ein rotes Herz, darin das Wolbecker Wappen. „Das ist Brandhove, der Wolbecker Schmied, der Jan van Leiden seine Kette wegriss“, erklärt Sanja Heidmeier. Die Schülerin malt mit ihren Klassenkameraden an einem der sieben großen Banner, die für den Festumzug und Festgottesdienst zum Wigbold-Jubiläum am Sonntag gestaltet werden.
Alle Wolbecker Schulen, das Achatiushaus, die evangelische Gemeindejugend und das Haus Wolbeck beteiligen sich an dem bislang einmaligen Kunstprojekt „7 Jahrhunderte – 7 Banner“. Mit großer kreativer Energie und viel Engagement stellen sie sieben Szenen aus der Wolbecker Geschichte dar. Die Realschule Wolbeck wurde gebeten, die Geschehnisse der Rückeroberung des täuferischen Münster durch die Wolbecker Bürger um Dirk von Merveldt im Jahre 1535 zu malen. Ursula Kortas, die Kunstlehrerin, bereitete ihre Schüler durch einen Projekttag und eine Auseinandersetzung mit der Geschichte auf das Banner- Projekt vor. „Der Entwurf stammt allein von den Schülern – er ist richtig klasse geworden!“, stellt sie stolz fest. „Nicht zu kitschig und zu altmodisch“, findet die 15- jährige Sanja und erklärt, dass das Banner am Ende noch mit Graffitis versehen wird.
Den beteiligten Schulen blieb nur wenig Zeit zur Vorbereitung. Erst vor eineinhalb Monaten kamen die beiden Kirchen mit der Anfrage für das ungewöhnliche Kunstprojekt auf die Beteiligten zu. Umso mehr war das Engagement der Lehrer und auch der Betreuer gefragt. Im Haus Wolbeck, das das Banner zum ersten ZiBoMo-Umzug erstellt, sei man erst einmal mit einigen Bewohnern ins ZiBoMo- Museum gegangen, um sich ein Bild des legendären Karnevals-Pioniers Dr. Hermann „Pewo“ Peters zu machen, erzählt Heimleiter Bert Sperling. Andere Themen der Banner sind die Gründung des Wigbolds, die Zeit, als Wolbeck Kneip-Kurort war und der Bau der evangelischen Christuskirche.
Aber auch dunklere Themen wie die Zeit des „Hexen-Wolbeck“ und die Zerstörung der Wolbecker Synagoge sind Thema der sieben Banner, die insgesamt ein 21 Meter langes Geschichtspanorama Wolbecks bieten werden. Pfarrer Franz Westerkamp ist vom Einsatz der Malenden begeistert: „Wir sind allen überaus dankbar, dass in so kurzer Zeit so etwas schönes entstehen konnte.“ Gemeinsam mit Pfarrerin Wemhöner hat er seine Predigt für den ökumenischen Festgottesdienst am Sonntag um 11 Uhr umgeschmissen und wird zu den Themen der Banner predigen. Die Wolbecker Realschülerin Anna Schulten freut sich schon auf den Festtag. Sie will ihr Banner beim Festumzug ab 10.30 Uhr mit den anderen Bannern vergleichen.

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