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Trifft Realitäten der Altenpflege: „Die Anruferin“

Nimmt viele Icentitäten an: Kathrin Marhofen als "Die Anruferin".

"Die Anruferin" mit Kathrin Marhofen. Fotograf: A. Hasenkamp.

Münster-Hiltrup (agh). Dreimal ist am Wochenende das Psychodrama „Die Anruferin“ von Vera Kissel im Kulturbahnhof zu sehen. Zunächst geht es um eine arbeitende Frau, die zudem ihre Mutter pflegen muss – ein Trend-Thema.

Familiäre Altenpflege und Identitätskrisen

„Das ist natürlich eine Falle“, sagt Dr. Enrico Otto, Leiter des Theaterlabors im Kulturbahnhof, es gehe um eine philosophische Frage: Was die Belastung und Einsamkeit mit der Identität eines Menschen macht, in seiner Psyche anrichtet, in der „Anruferin“. Will sie etwas ausgleichen in den Märchen-Geschichten von ihrer angeblichen angeblich kranken Tochter Pia, einem der siamesischen Zwillinge, die sie fremdem Menschen phantasiereich einredet? Und das tut sie am Telefon in Gestalt mehrerer Personen, im fliegenden Wechsel.

Dass jenseits der Tragik etwas Faszinierendes zu erleben ist, dafür spricht das Erleben der Schauspielerin: Anderthalb Monate nur hat die Vorbereitung gedauert. Kathrin Marhofen freundete sich mit dem Drehbuch nicht recht an, die Freude kam beim Spielen: Schade, dass jetzt schon die Aufführung kommt, meint sie nach der Generalprobe. Dem Publikum in Münster ist Marhofens Ausdrucksstärke und Wandlungsfähigkeit bekannt über Aufführungen von „Heute Abend: Lola Blau“ oder „Ein König namens Macbeth“. Technisch unterstützt hat die Inszenierung Norbert Piontek.

Otto kürzte den Text, das tut dem Stück gut. Auch wenn z.B. ein schöner Seitenhieb der Wäscherin auf akademisierte Denk-Umständlichkeit weichen musste, der, wie andere Passagen, ein Stück Diagnose der Gesellschaft ist. Widerstanden hat Otto dem verbreiteten Hang zum Happy-End, den die Verfilmung des Stückes von 2007 prägt.
Aufführungen im Kulturbahnhof vom 20. bis 22. April jeweils um 20 Uhr. Kartenvorverkauf in der Stadtteilbücherei St. Clemens.

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