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1000 Seiten Karneval in Münster

Folker Flasse (l.) überreichte Oberbürgermeister Markus Lewe jetzt die Rohversion seiner Karnevals-Chronik. Foto: Stadt Münster / Münsterview.

Foto: Amt für Kommunikation / MünsterView / Witte

Folker Flasse übergibt sechsbändige Chronik an Oberbürgermeister Markus Lewe

Münster (SMS) Von den zurückliegenden 675 Jahren münsterschen Karnevals hat er zwar nur einen kleinen Teil miterlebt – das hindert Folker Flasse aber nicht daran, selbst für einen kurzen bedeutsamen Moment zu sorgen: Am Dienstag, passenderweise der 22.2.22, hat der 84-Jährige Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe eine umfangreiche Chronik zu diesen fast sieben Jahrhunderten Karneval und Narretei übergeben. „Gefühlt eine wahrhafte Doktorarbeit“, sagt Flasse, „meine Chronik ersetzt aber sicherlich nicht die Aufzeichnungen der einzelnen Gesellschaften.“ Von letzteren gab es zahlreiche, derer historische Dokumente aber nur wenige. „Viel zu wenige“, wie Flasse bedauert.

Ganz anders das nun abgeschlossene und im Rohformat übergebene Werk – knapp 1000 DIN-A4-Seiten sind‘s, verteilt auf sechs Bände. Darin enthalten: Belege westfälischen Brauchtums, die überraschen und begeistern, verwundern und irritieren, vor allem aber eines zeigen: „Der Karneval oder die Fastnacht in Münster ist weit älter als gemeinhin angenommen. Er ist aus eigenen Wurzeln entstanden und keine Kopie des rheinischen Karnevals.“

Corona-Pandemie ist dokumentiert

Flasse, einst selbst Prinz Karneval (Session 88/89) und Träger verschiedener karnevalistischer Auszeichnungen wie Ämter, hat neben seinen vielfältigen ehrenamtlichen Engagements und Projekten mehr als drei Jahre an der Chronik für Münster gearbeitet, auch den jüngsten Einfluss der pandemischen Lage darin dokumentiert.

Dass hier und heuer der Karneval etwas anders gefeiert wird als vor einem halben Jahrtausend zu Zeiten der Wiedertäufer, hat Folker Flasse ebenfalls aufgeführt: „Zunächst waren es meist Handwerker und Kaufleute, die vor den Fastentagen und zum ausgehenden Winter kräftig gefeiert haben, das heißt hauptsächlich ungestüm gegessen und getrunken und allerlei Schabernack veranstaltet, aber auch schon Umzüge meist zu Pferd durch die Stadt veranstaltet haben.“

Karneval für die Augen und die Ohren

Auch wenn der 84-Jährige in den kommenden Tagen nur allzu gern die ein oder andere Sessionssitzung besucht und auch bunt dekorierte Wagen wie Menschen auf dem Prinzipalmarkt gesehen hätte, schunkelt das närrische Herz weiterhin im Dreivierteltakt. Damit auch andere Karnevalsgenerationen den „Sinn in der Narretei“ verstehen, soll die umfangreiche Chronik bestenfalls auch in Buchform gebracht und veröffentlicht werden – „wenn ich denn eine Druckerei finde, die mich hierbei unterstützt.“

Begeistert von dieser Idee zeigte sich Oberbürgermeister Markus Lewe, selbst bekennender Karnevalist und überdies Ehrenprinzgardist der Prinzengarde von 1896. „Dass ich die 1000 Seiten bis zum nächsten großen Umzug durch Münster gelesen und bei einer Prunksitzung auch nur ansatzweise rezitieren kann, wage ich ja zu bezweifeln“, so Lewe, „ich bin dennoch sehr dankbar für all das Herzblut und die unfassbare Arbeit, die augenscheinlich in dieser Chronik steckt – der wechselvollen Geschichte des Karnevals in Münster absolut angemessen.“

Schließlich überreichte Flasse auch noch eine CD mit dem kürzlich wiederentdeckten Lied „Hoch Münster und sein Karneval“ von 1888, vor zwei Jahren mit Sandra Heitstummann „selbst eingesungen“, wie er betont. Damit dürfte er dem OB zum kommenden, erneut außergewöhnlichen Sessionshöhepunkt wohl nicht nur am Herzen, sondern insbesondere in den Ohren liegen …

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