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100 Jahre Fußball-Verein in Wolbeck spiegeln Heimatliebe und Weltoffenheit

Münster-Wolbeck. Schon die Namen der Wolbecker Fußballvereine spiegeln Spannungslinien deutscher und westfälischer Geschichte und eine Besonderheit Wolbecks.

Während Münster mit dem Namen seiner Universität dem Kaiser Wilhelm huldigte und mancher städtische Verein „Borussen“ im Namen trug, hielten etliche andere Westfalen hoch: der organisierte Fußball in Wolbeck entstand 1910 als  „Westfalia Wolbeck“. Damals kickte man auf freien Wiesen und Feldern rund um den Wigbold, an Petersheide und Vogelrute, Grenkuhlenweg und Sandbach. Später übte auch eine Turn- und Sportriege in der Alten Schule in der Neustraße. Draußen in der Heide bauten Wolbecker dann in Eigenleistung einen regulären Sportplatz. Sie lag neben dem Steigerturm der Freiwilligen Feuerwehr auf dem heutigen Gelände des Schulzentrums, damals fast unbewohnt – die befestigte Straße endete an den Bahnschienen. 

„Wegen der großen Arbeitslosigkeit konnte die gesamte Platzanlage nach vielen unentgeldlich geleisteten Arbeitsstunden vollständig in Eigenleistung innerhalb der verhältnismäßig kurzen Zeit von zwei Jahren erstellt werden“, erzählt die Chronik.  „Sie erhielt sogar eine Aschenlaufbahn und Sprunggruben für leichtathletische Wettkämpfe. “ 1932 war es soweit: Ein feierlicher Festzug bewegte sich mit Abordnungen vieler Wolbecker Vereine und der Bruderschaften von der Nikolaikirche durch das Wigbold zum neuen Sportplatz, über dessen Eingangstor sich das Begrüßungsschild spannte:  „Kampfbahn DJK Burgmannen Wolbeck“. „Im festlichen Rahmen – ganz Wolbeck war auf den Beinen – nahm Ortspfarrer Alfers die feierliche Einweihung der neuen Sportanlage vor.“ Der neue Name ging auf einen Vorschlag des Pfarrvikars zurück, der als Präses die Vereinsleitung übernahm.  „Burgmannen“ erinnerte an die große Vergangenheit: Die „Burgmannen“ waren in fürstbischöflicher Zeit eine herausgehobene Gruppe der Bevölkerung von Wolbeck.
Der Nationalsozialismus brachte die Gleichschaltung aller Organisationen; der kirchlich beeinflusste DJK-Verein war ein besonderer Dorn im Auge. Das Regime kassierte sämtliche Vereins-Dokumente; sie blieben verschwunden.
Knapp fünf Monate war der Zweite Weltkrieg vorbei, da entstand der „VfL Wolbeck“ mit 45 Mitgliedern, einer Jugend- und einer Seniorenmannschaft. Kurz darauf genehmigte die Militärregierung in Telgte den Spielbetrieb. 1946 markiert das erste Turnier, aber auch die ersten weiblichen Sportlerinnen im VfL:  Frauen wie Else Becker, geborene Hamsen, spielten Handball, trainiert von Heinz Pennekamp, Torwart der Herren. Sie lösten sich zur Währungsreform  1948 auf – die D-Mark war knapp.
Die Fußballer freuten sich über jeden Lederball; Tore bekamen Netze aus Drahtgeflecht, die ersten Tore entstanden aus Bohnenstangen und englischen Feldpost-Leitungen. Zu Auswärtsspielen ging es mit dem Fahrrad oder für weite Strecken auf der Ladefläche eines LKW, der noch vom Kohle-Transport verrußt war. So galt es manches Spieler-Gesicht vor dem Spiel zwecks Identifikation zu waschen. Für Fans wurde hin und her gefahren – mancher sah nur den Schluss.

Europa auf der Ziegenkampfbahn

Mitte der Siebziger traten die Damen wieder auf die Bühne, diesmal als Fußballerinnen. Angeregt vom Spaß-Spiel „Dorf-gegen-Heide“ der Männer nahmen sie das Training auf und 1975 strömten „gefühlte 3000 Zuschauer“ auf die „Ziegenkampfbahn“ am Hallenbad. Die Damen hatten auch in den Nachbargemeinden geworben und sogar für eine kleine Kirmes gesorgt.
Die auch vom TV Wolbeck genutzte Bezirkssportanlage, ein Ascheplatz und das Haus des Sports erweiterten die Kapazitäten für viele Sportarten. Gewachsen ist aber auch die Zahl der Fußballer und der Mannschaften, in den frühen 80ern führte der VfL den Frauenfußball ein, als der im DFB noch nicht so gern gesehen wurde. Die Jugendarbeit führte Kicker bis nach Israel und St. Petersburg, jahrelang pflegte man den Austausch  mit Frankreich. Und 1993 sah in Wolbeck und Hiltrup ein internationales Turnier: Sparta Rotterdam kam, auch FC Paris Nogent und Kreismeister aus Deutschland.

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