Wolbeck hat einen Sonnen-König

Münster-Wolbeck.- „Die Munition ist alle!“, krakeelt der Scheffer Wolfgang Schmidt, doch Alfons Sültemeyer lächelt nur milde und zückt die reichliche Reserve der 2-Millimeter-Munition. Vor 25 Jahren wurde es mal knapp, erinnert sich Sültemeyer; ganz zu Beginn seiner Tätigkeit als Schießwart. „Aber ausgegangen ist mir die Munition noch nie.“

Sonnig und undramatisch, aber spannend verlief das Vuogelscheiten der Brüder der Achatius-Bruderschaft am Sonntag-Nachmittag. Dabei hatte im Vorjahr sogar der Pachtvertrag gewankt und mit viel Eigenarbeit musste die Schießanlage erneuert werden. Den Spielmannszug ergänzte erstmals eine Kapelle aus Ascheberg. Auch die fühlten sich im sonnigen Tiergarten wohl.

Dieter Beitelhoff und Willi Langkamp zeigen besondere Ausdauer. Gegen 15 ist der Vogel schon aller Flügel und des Kopfes entledigt, nur ein rotes Endstück zeigt, dass im neuen Schießkorb mehr hängt als ein Stück Holz. Gegen 16 Uhr schwillt die Menge hinter der Abgrenzung an, links der Schraube zeigt das Holz an der Außenkante Schwund, zehn Minuten später sieht es aus wie Schweizer Käse. Schon lange wackelt das anders als früher aufgehängte Holz bei fast jedem Schuss gewaltig. Doch Beitelhoff und Langkamp haben noch Arbeit vor sich; sie nehmen die linke Seite aufs Korn. „Bei Dieter geht’s immer zu weit links hin“, kommentiert einer den 264. Schuss. „Das ist jetzt Glücksache.“ 16.15 Uhr holt Sültemeyer die Reserve; das Ende naht.

Trotz aller Neuerungen liegt die Schußzahl nahe der des Vorjahres: 2005 war der Vogel mit dem 279. Schuss gefallen, diesmal schafften es die zwei hartnäckigen Bewerber mit dem 279. Willi Langkamp holt ihn herunter und schwebt Sekunden später auf den Schultern der Brüder.

„Heinrich, du hast einen würdigen Nachfolger“, sagt ein Bruder  – der noch amtierende Schützenkönig Heinrich Richter kann zufrieden seinem Amtsende entgegenblicken. Besonders gefreut hat ihn der Empfang mit Fahnenschlag, den ihm die Bruderschaft nach der  Himmelfahrts-Messe bereitete.

Noch lässt sich der neue König herzen und drücken, auch von der alten Königin, sonnt sich im Glanze des Glückes, da ereilen ihn schon seine Amtspflichten. „Willi, du musst jetzt aber los, umziehen!“ Im Verschwinden kann der Sonnenkönig von Wolbeck noch bestätigen, „Ja, der feste Vorsatz hat sich gelohnt.“ Gleich geht es zum Umzug, zuvor zur neuen Königin, Annette Langkamp.