Wiener Organist bezauberte auf der Woehl-Orgel in St. Martin

Auch für Elektronisch-experimentelles gut

Sendenhorst. Großartige Werke von Bach und von Liszt über B-A-C-H setzten  den Rahmen eines programmatisch stimmigen Orgelkonzerts, das am Sonntagabend in St. Martin erklang. Majestätisch und himmelstrebend begann das Konzert mit Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge F-Dur.

Der 1976 in Wien geborene Organist Ernst Wally bot auch ein eigenes, im Alter von 23 Jahren verfasstes Werk, die „Fantasia pro Organo“. Klang-Spannungen prägen das Werk und schnell fließende, hohe, sphärische Töne mit Anklängen an elektronische Musik. Auch dazu eignet sich der „könig aller instrumenten“, wie Mozart die Orgel in einem Brief bezeichnete.
Zwischen die modernen Werke setzte Wally einen doppelten Kontrast: Zeitlich und thematisch setzte sich Mozarts Andante in F (KV 616) als rondohafter Tanz ab, um eine einfache, aber gefällige, frische Melodie geschrieben.

Wiener Organist bezauberte auf der Woehl-Orgel in St. Martin

Ernst Wally in Sendenhorst Das Präludium op. 6/II von Thomas Daniel Schlee, 1957 geboren, wies in seinem nachdenklich verhaltenen zweiten Teil bereits auf das kontemplative Folgestück von Louis Vierne hin.
Viernes Werk „Elevation“ aus seiner „Messe basse“ ragte in seiner Eigenart heraus. Seine Intensität ist meist zarter Art. Sie zu entfalten ist Vierne nicht angewiesen auf Klanggewalt; Vierne meistert sie in Melodie und Tonstärke-Nuancen, die das Ohr hinlauschen statt, mit Brachialgewalt bestürmt, halb flüchtend aufnehmen lassen. Hintergrund der „Messe basse“ ist, wie der Organist von St. Martin, Benedikt Bonelli, erläuterte, die vorkonziliare Liturgie. Die Elevation begleitete die Wandlung als andächtige Meditation. Den Bogen des gelungen schloss ein Werk des in Ungarn geborenen Franz Liszt, das Präludium und Fuge über B-A-C-H.  
Beim nächsten Konzert am 13. August 2006 bietet Benedikt Bonelli die Symphonie Nr. 8 des „Vater der Orgelsymphonie“ Charles-Marie Widor. Von ihm ist der Ausspruch überliefert: “Orgelspielen heißt einen mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen manifestieren.“