„Wem gehört die Stadt?“ – Demonstranten fordern „Soziales Zentrum“

„Wem gehört die Stadt?“ – Demonstranten fordern „Soziales Zentrum“
Fotos der Demonstration "Wem gehört die Stadt?" am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.

Zuletzt aktualisiert 4. November 2015 (zuerst 1. November 2015).

Münster. „Soziales Zentrum statt Leerstand“ steht auf dem „Transpi“, das die erste Reihe der etwa 140 Demonstranten am Samstag vor sich her trägt: „Wem gehört die Stadt?“ ist das Motto. Ihre Gesichter verbergen viele der Demonstranten, dazu dient auch das „Transparent“.

Fotos der Demonstration "Wem gehört die Stadt?" am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.
Fotos der Demonstration „Wem gehört die Stadt?“ am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.

„Wir sind wütend, wir sind laut, weil ihr uns das Zollamt klaut.“ Gemeint ist das ehemalige Hauptzollamt in der Sonnenstraße, das seit über drei Jahren ungenutzt leersteht und von der Bima verwaltet wird. Nicht alle können jeden der vielen Texte mitsprechen, teils übertönt die zehnköpfige pinkfarbene Samba-Trommelgruppe den Gesang an der Spitze. „Was braucht Münster? Ein soziales Zentrum!“ ist zu hören und vom „Kampf um das Recht auf Stadt für alle Menschen“.

Hausbesetzungen wie am Alten Zollamt sollen weitergehen

Demonstranten skandieren: „Macht ihr uns das Zollamt platt, nehmen wir die ganze Stadt“, auf dem Prinzipalmarkt ist zu hören: „Häuser besetzen ist kein Verbrechen“ und später „wir kommen wieder“ – „der Kampf geht weiter“. „Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Häuser besetzen sowieso“.

Fotos der Demonstration "Wem gehört die Stadt?" am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.
Fotos der Demonstration „Wem gehört die Stadt?“ am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.

„Für uns. Für euch. Für alle“, kündet ein Transparent. Viele neugierige Blicke wenden sich der Demo zu. Solidarisierung ist nicht zu bemerken, kein Applaus oder Mitsingen. Flyer werden verteilt, ein Plakat fragt: „600 leere Häuser aber 1 freies ist zu viel!“. Aber beim Stopp vor dem Stadthaus I  – „Wir tragen die politischen Forderungen  in die Stadt“ – fragen zwei junge Männer   einen der begleitenden Fahrrad-Polizisten nach dem Zweck. Den er auch recht neutral erklärt.

Zum Thema.:  Musik macht Sinn - besonders im Stummfilm

Ein Sprecher des „Bündnisses gegen Abschiebung“ erneuert dessen Solidarität mit den Besetzern; man solle sie nicht gegen Flüchtlinge ausspielen: „Es fehlt an bezahlbarem Wohnraum.“ Da steht die Demo vor dem am Montag „geräumten sozialen Zentrum“, Sonnenstraße 85, besser bekannt als ehemaliges Hauptzollamt („Das ist unser Haus“), und neben dem ebenso lange leerstehenden Nachbargebäude.  Solidaritäts-Adressen zur Besetzung des Hauptzollamts kommen von den „Avanti“-Hausbesetzern aus Dortmund,  einem eher nuscheligen Sprecher der Bezirksschülervertretung, der Offenen linksradikalen Gruppe Münster No Limits, weitere kämen, sagt „Fritz“, eine Art Pressesprecher, von der Interventionistischen Linken.

Fotos der Demonstration "Wem gehört die Stadt?" am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.
Fotos der Demonstration „Wem gehört die Stadt?“ vor dem Hauptzollamt am 31.10.2015. Salzstraße, Sonnenstraße.

Mit den Besetzern, sagt ein Nachbar,  habe es keine Probleme gegeben; zu Gespräch und Kaffee hätten sie eingeladen. Von Leerstand und Vergammeln lassen hält die Nachbarschaft ihm zufolge wenig. Die jetzigen BIMA-Liegenschaften seien aus Steuergeldern gebaut, merkt er an und zitiert aus Artikel 14 des Grundgesetzes „Eigentum verpflichtet“. Gegen 16 Uhr endet die Demonstration am Bremer Platz. „Alles friedlich“, resümiert der Einsatzleiter.