Weltfrauentag: CIR-Studie belegt Verletzung von Arbeitsrechten bei Kaffee-Bohnen

Zuletzt aktualisiert 7. August 2015 (zuerst 6. März 2014).

Berlin/Münster (ots) – Ausbeutung und Dumpinglöhne sind im
Bohnenanbau in Marokko weit verbreitet. Frauen leiden besonders unter den massiven Arbeitsrechtsverletzungen. Dies zeigt die Studie „Nicht die Bohne wert“ der Christlichen Initiative Romero (CIR), die heute  veröffentlicht wird. Insgesamt wurden 89 FeldarbeiterInnen und  PackerInnen der vier führenden Bohnenproduzenten in der Region Souss  Massa Draa (Quality Beans Maroc /QBM, Guernikako, Terre Agronomique und Alamo) befragt, von wo unter anderem auch Edeka, Aldi Nord, Rewe und Kaiser’s ihre Bohnen beziehen. 2.300 der insgesamt 19.000 Tonnen Bohnen, die jedes Jahr von Deutschland importiert werden, stammen aus Marokko.

„Die meisten Arbeiterinnen geben an, ausgebeutet zu werden“, sagt
die (Co-)-Autorin der Studie, Franziska Humbert. „Obwohl sie einen
Rechtsanspruch auf eine dreimonatige Mutterschutzfrist haben, werden  schwangere Frauen häufig entlassen und erst nach der Geburt wieder  angestellt. Kinderbetreuung ist ein Fremdwort und reguläre Arbeitsverträge die Ausnahme.“

„Dumpinglöhne reichen nicht für die Familie“

„Am härtesten haben die Arbeiterinnen unter den Dumpinglöhnen zu leiden. Ihre Löhne reichen nicht aus, um eine Familie zu ernähren“,  weiß Sandra Dusch Silva von der entwicklungspolitischen Organisation CIR. Die Löhne der meisten befragten Feldarbeiterinnen entsprechen nur knapp dem marokkanischen Mindestlohn von 150 Euro oder liegen
sogar darunter. Die 2004 festgelegte Armutsgrenze liegt jedoch bei
156 Euro. Gewerkschaften schätzen, dass heute ein Mindestlohn von 500 Euro für eine durchschnittliche marokkanische Familie mit 6,4 Personen notwendig ist. Prekär ist auch der Transport zu den Feldern.
„Oft sind wir in einem Lastwagen übereinander gestapelt wie Tiere“,
erzählt ein Feldarbeiter. In der untersuchten Anbauregion gab es 2011 und 2012 insgesamt acht Tote.

Supermarktriesen. Edeka, Rewe, Aldi und Lidl mit verantwortlich?

Mitverantwortlich für diese katastrophalen Bedingungen sind
deutsche Supermarktriesen. Edeka, Rewe, Aldi und Lidl kontrollieren rund 85 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels und nutzen diese Macht gegenüber ihren Lieferanten aus, um die Kosten zu drücken. Zwischen vorgeblicher sozialer Verantwortung und tatsächlicher Einkaufspraxis  klafft eine Lücke. „Edeka zahlt Unmengen für ’supergeile‘ Werbespots, aber Hungerlöhne für die Frauen, welche die Bohnen für ihre Eigenmarken-Produkte anbauen“, so Dusch Silva.

Christliche Initiative Romero fordert  faire Preisefür Lieferanten

Die Christliche Initiative Romero fordert von den
Supermarktkonzernen, ihren Lieferanten faire Preise zu zahlen, damit diese den Kostendruck nicht an die Arbeiterinnen weitergeben. Gleichzeitig müssen sie die Arbeitsbedingungen entlang ihrer Zuliefererkette offenlegen und einer glaubwürdigen Initiative zur Einhaltung von Sozialstandards beitreten.

Die Studie beruht auf Ergebnissen von Felduntersuchungen der
niederländischen Organisation SOMO.