Von Vorglühen und peinlichen Typen

Laura fand den Typen am Tresen eigentlich ganz süß, nach dem fünften Bier dann aber nur noch peinlich. – Alkohol spielt im Leben von Jugendlichen keine kleine Rolle und das schon immer früher. Grund genug für das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien mit seiner erfolgreichen Initiative "Voll ist out" in die zweite Runde zu starten.

Städtische Initiative "Voll ist out" setzt auf Information und Prävention / Aktionen für Jugendliche, Eltern, Handel, Gewerbe, Schule und Jugendhilfe

"Zwar geht der Alkoholkonsum insgesamt leicht zurück, doch das Einstiegsalter sinkt seit Jahren", sagt Dr. Agnes Klein, Dezernentin für Jugend, Soziales, Gesundheit und Wohnen der Stadt Münster. "Jedes zweite Kind macht bereits mit 12 Jahren seine Erfahrungen mit Alkohol." Hinzu kommen neue Konsummuster wie das Kampftrinken oder das "Vorglühen", dabei trinken Jugendliche Zuhause schon mal vorab preiswerten Alkohol, um in Stimmung zu kommen und in der Disco nicht so viel ausgeben zu müssen.

Zielgruppenspezifische Aktionen mit Langzeiteffekt

"Solche Verhaltensweisen lassen sich nur mit langfristiger und umfassender Aufklärungsarbeit verhindern oder ändern", weiß Amtsleiterin Anna Pohl. Deshalb geht "Voll ist out" in die zweite Runde. Wie schon bei seiner Premiere im Herbst 2004 liegen die Schwerpunkte in der Karnevalszeit, also vom 11.11. bis zum Aschermittwoch 2006. Dabei geht es nicht um wirklichkeitsfremde Abstinenzpredigten, sondern um einen verantwortungsvollen Umgang mit der legalen Droge.

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Mit Jugendlichen ins Gespräch kommen

Um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, wird die erfolgreiche Postkarten-Serie um zwei Motive erweitert, Laura ist eines davon. In einem Wettbewerb können Jugendliche selbst eine Postkarte zum Alkoholkonsum gestalten, kreativ zeigen, was sie an dem Thema nervt. Da die Internetseiten (www.vollistout.de) in den vergangenen Monaten rege frequentiert wurden, wird nun auch eine Online-Beratung angeboten. Eine Filmvorführung im Cineplex und Aktionen in Kneipen zur Karnevalszeit sind für 2006 geplant.

Stadtteil-Arbeitskreise sollen unterstützen

Doch nicht nur Jugendliche sind Zielgruppe der Kampagne: Mit Hilfe der Stadtteilarbeitskreise – der AK Hiltrup hat seine Unterstützung bereits zugesagt – sollen Kioske, Kneipen, Tankstellen und ähnliche Einrichtungen mit Infomaterial zum Jugendschutzgesetz versorgt werden. Trägt das Personal hier doch eine große Verantwortung.

Eltern werden gezielt über Elternabende in Schulen und Jugendhilfe angesprochen und gezielt auf die Beratungsangebote zum Thema "Alkohol" in Münster aufmerksam gemacht. Ein entsprechendes Faltblatt wird über die Schulen an Sprechtagen verteilt.

Fortbildung für Lehrkräfte 

Äußerst positive Rückmeldungen hatte es zu einem Handbuch inklusive Fortbildung für Lehrkräfte mit Ideen für den Unterricht gegeben. Dieses Konzept wird jetzt auf ein Manual für die Jugendhilfe übertragen. Es gibt Aktiven in Jugendeinrichtungen Ideen und konkrete Arbeitshilfen an die Hand, um sich im Februar 2006 nach einem vorbereitenden Fachtag an einer stadtweiten Aktionswoche zu beteiligen.

Für diese umfassende und innovative Präventionsarbeit konnten als Sponsoren die IKK und die Stadtwerke Münster gewonnen werden.