„Voll ist out“-Teams unterwegs: Motivkarten statt Kamelle

Zuletzt aktualisiert 25. Februar 2016 (zuerst 21. Januar 2009).

Münster.. Schrill-oranges T-Shirt im Retro-Look, coole Kappe mit frecher Maus und eine dicke Tasche voller Überraschungen – so starten die "Voll ist out"-Teams jetzt in den Karneval. Doch sie tragen nicht Kostüm, sondern "Arbeitskleidung", verteilen nicht Kamelle, sondern Infos zum Umgang mit Alkohol, nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem Augenzwinkern. So suchen sie beispielsweise nach den besten Sprücheklopfern beim "Voll ist out"-Reim-Wettbewerb.

Seit fünf Jahren gehen die auffälligen Zweier-Teams mit jugendgerechtem Infomaterial persönlich auf Jugendliche zu. Anfangs vor allem in Kneipen und in der Karnevalshochzeit, inzwischen ganzjährig vor allem in Fußgängerzonen, Discotheken und auch bei Großveranstaltungen. "Präventionsarbeit muss Jugendliche rechtzeitig erreichen", erklärt Georg Piepel, Leiter der städtischen Drogenhilfe. "Deshalb konzentrieren wir uns hier auf die 13- bis 17-Jährigen." Und diese werden auch erreicht, wie eine Umfrage des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien vor einem Jahr zeigt. Weit über die Hälfte der 1200 befragten jungen Menschen kannte die Kampagne, 80 Prozent beurteilten die pfiffigen Kommunikationswege gut bis sehr gut. Ein Urteil, das auch Fachleute teilen: Im Bundeswettbewerb "Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtvorbeugung" belegte "Voll ist out" 2006 den zweiten Platz.

Handel und Gewerbe in der Verantwortung

Doch so wichtig die Arbeit mit den Jugendlichen ist – 200 Materialsammlungen zur Alkoholprävention sind in Schulen und Jugendeinrichtungen im Einsatz, über 100 000 kreative Motivkarten wurden seit 2005 verteilt – die Kampagne hat weitere Zielgruppen im Blick. Sie wirbt bei Handel und Gewerbe für die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes. In diesem Jahr kann sie dabei auf die Unterstützung von 13 Stadtteilarbeitskreisen setzen. Sie verteilen persönlich Aufkleber und Infokarten dort, wo Alkohol verkauft wird, an Kiosken, Tankstellen und in Supermärkten. Im Februar informiert die Drogenhilfe außerdem bei einer DEHOGA-Veranstaltung Gastgewerbebetreiber aus Münster über die Risiken jugendlichen Alkoholkonsums. Auch eine Fortbildung für die Mitglieder des städtischen Service- und Ordnungsdienstes steht noch an.

"Alkohol ist in unserer Gesellschaft die akzeptierte Alltagsdroge", sagt Amtsleiterin Anna Pohl, "Veränderungen des Konsumverhaltens brauchen – wie beim Rauchen – einen breiten gesellschaftlichen Bewusstseinswandel und Zeit." Deshalb setzt "Voll ist out" auf kontinuierliche Überzeugungsarbeit bei Jugendlichen und Erwachsenen, schließlich sind letztere auch Vorbild. Infos zu allen Bausteinen der Kampagne gibt es im Internet (www.vollistout.de).