Pilotkurs aus Münster wird bundesweites Regelangebot

Münster.- Ein in Münster und drei weiteren Städten entwickelter und getesteter Lehrgang zur Integration junger Spätaussiedler wird in ganz  Deutschland zum Regelangebot. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) stellt dafür jährlich zwei Millionen Euro zur Verfügung. Das erfuhr Monika Schuller, die in der Stadtverwaltung die Aufgabe der  Integrationskoordinatorin wahrnimmt, jetzt in Nürnberg. Das teilt das Presse- und Informationsamt der Stadt Münster am 24.07.2006 mit. Laut Einladung sollten bei der Besprechung im Bundesamt die Erfahrungen  mit dem neuen Kurs ausgewertet werden. Ebenfalls anwesend waren Monika  Schullers Kolleginnen aus Braunschweig, Lahr und Stendal sowie die jeweiligen Kooperationspartner aus den vier Kommunen. Dann die
Überraschung: Das Bundesamt war vom Erfolg des Lehrgangs anscheinend längst  überzeugt. Es teilte mit, dass ab sofort bundesweit Mittel für die  Durchführung dieses Angebotes zur Verfügung stehen.
Allerdings gibt es dafür auch gewichtige Gründe. In Münster hatten an dem zehnwöchigen Kurs mit 100 Unterrichtsstunden 18 junge Männer und  Frauen von 18 bis 27 Jahren teilgenommen. Teils waren sie neu zugezogen,  teils lebten sie schon länger hier. Allen fehlte die Orientierung über  Lebenswelt und Kultur, Ausbildungsgänge und Arbeitswelt der bundesdeutschen Gesellschaft – sie hatten offensichtliche Ausbildungshemmnisse.
Dieses Defizit sollte der Lehrgang beseitigen. Neu war daran, dass ein deutscher und ein russlanddeutsche Dozent gemeinsam als "Tandem"  unterrichteten. Das gewährleistete, dass die jungen Leute tatsächlich in ihrer Erfahrungs- und Bewusstseinswelt abgeholt wurden.
Das Ergebnis war frappierend. Sofort nach dem Lehrgang wurden mitten im laufenden Ausbildungsjahr in Münster vier der 18 Teilnehmer in eine Lehrstelle übernommen. Die anderen sind ebenfalls hoch motiviert. Sie  wissen jetzt, was sie in ihrer neuen Heimat wollen und was sie können. Sie
absolvieren mittlerweile eine für den hiesigen Arbeitsmarkt  erforderliche Weiterbildung oder bewerben sich zum demnächst beginnenden  Ausbildungsjahr um eine Lehrstelle.
"Ich staune selbst, dass unser Testkurs plötzlich die Vorlage für ein  Angebot in ganz Deutschland ist", gesteht die Mitarbeiterin aus der  Koordinierungsstelle für Aussiedler-, Flüchtlings- und Asylbewerberangelegenheiten. Andererseits ist das sicher kein purer Zufall. Schließlich kennt man im Nürnberger Bundesamt Monika Schullers Arbeit längst und hatte  sich deshalb direkt an sie mit der Anregung gewandt, ein solches  Pilotprojekt umzusetzen.
Projektpartner in Münster war das Diakonische Werk mit seinem  Jugendmigrationsdienst. Trägereinrichtungen aus Münster, die sich für den  Lehrgang interessieren, und junge Spätaussiedler, die für eine Teilnahme  infrage kommen, können sich an Monika Schuller wenden (Tel. 4 92-70 59,
SchullerM@stadt-muenster.de).