Orgelherbst-Finale vereinte Saxophon und Orgel

Sendenhorst. Verrauchte Keller, verspielte schrille Läufe oder Big-Band-Volldampf – wer das aufgrund des angekündigten Saxophons erwartete, traf am 29.10.2006 auf etwas ganz Anderes beim Finale des Sechsten Sendenhorster Orgelherbstes in St. Martin.

Anschmiegsam und dabei mit eigenem Timbre zeigte sich am Sonntagabend Thomas Koyers Saxophon im Zusammenspiel mit Miriam Kaduk an der Woehl-Orgel. Die modernen Elemente in Alexander Zimovskys „Hommage à Bach“ übernimmt das Saxophon allein. Im modernen, jazzig angehauchten Part wirkt sein feines Spiel wie ein lobender bis ehrfürchtiger Kommentar aus der Zukunft zu einem eher klassischen Orgel-Part.

Miriam Kaduk, Kantorin in Drensteinfurt, zeigte bei Camille Saint-Saëns’ „Fantasie“, Bachs „Präludium und Fuge g-moll“ und dem Stimmengewirr von Eugène Bozzas „Aria“ Freude am Spiel. Und an der schieren Wucht der Woehl-Orgel in Flor Peeters’ „Toccata, Fugue et Hymne sur ‚Ave maris stella’“. Des Belgiers dräuende, dezibel-gesättigte Klanggewalt fand aus einer schlichten Melodie zu einer reizvollen Auflösung.

Die eher ruhige Gangart des Saxophons erwies sich als sehr geeignet, seinem Nachhall nachzulauschen. Eine eher seltene Gelegenheit, wird das Saxophon doch meist in kleineren Räumen oder im großen Ensemble gespielt. Hier war es allein im großen Raum zu hören; besonders im Schlusspart der Variation von César Franck.

Frei nach Art des Jazz-Saxophonisten improvisierte Thomas Koyer, Lehrer an der Musikschule in Münster, über ein dorisches Thema. Dorisch? Die Tonleiter, im alten Griechenland entstanden, findet sich häufig im Jazz – etwa in „So What“ auf dem Album Kind of Blue von Miles Davis. Koyer bot überraschende Wendungen und blieb mit dem ruhigen Moll-ähnlichen Charakter des Dorischen doch im Stil des Abends. Das Dorische ist auch ein Zug der Kirchenmusik, daran erinnerte Kaduk in der Auswahl von Jean Bouvards Paraphrasen dreier klassischer Tonarten. Passend zum ruhigen, besinnlichen Gesamteindruck bot die Zugabe ein eher elegisches „Cantilena“ von Rheinberger.

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Damit endete der Sechste Sendenhorster Orgelherbst mit einer ungewöhnlichen Kombination zweier Blas-Instrumente, in der man sich noch mehr Sax-Momente hätte wünschen können.

Am 26. November ist das Requiem KV 626 von Mozart in St. Ludgerus Albersloh zu hören. Am 17. Dezember erklingt wieder die Orgel von St. Martin, dann im Duett mit der Trompete von Jörg Weber.