Marienburg im Drostenhof

Münster-Wolbeck. Auch die Stehplätze wurden knapp, als am Samstagnachmittag im Drostenhof Deutsche und Polen die zweite große gemeinsame Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums mit polnischen Partnern eröffneten: Der „Danziger Malerei des 19. Jahrhunderts“ folgt „Fragmente der Vergangenheit. Das Marienburger Schlossmuseum zu Gast in Westfalen und Franken“. Die Marienburger Kunstschätze erstmals in Deutschland auszustellen war die Absicht, wie Dr. Michal Wozniak sagte.
Wozniak und, auf deutscher Seite, Dr. Manfred Steinkühler sind die Kuratoren der Ausstellung.
Kuratoren und Direktoren des Westpreußischen Landesmuseums und des Schlossmuseums Marienburg Die wechselhafte Geschichte der Marienburg im Grenzgebiet zeigte Wozniak in seinem Festvortrag auf, der auch im Ausstellungskatalog zu finden ist. Die Marienburg war lange Sitz der Hochmeister des Deutschen Ordens, zeitweise Hauptstadt des Deutschorden-Staates und Sitz polnischer Könige, auch Gegenstand deutscher wie polnischer Propaganda. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde sie durch Artillerie stark beschädigt, so Wozniak: „Nazis und Sowjets schrieben damit das unrühmlichste Kapitel der Schlossgeschichte“. 1960 wurde das heutige Schlossmuseum ins Leben gerufen.
Reliquiar, 1380.  Die Idee zu einer Ausstellung im Drostenhof entstand vor etwa fünf Jahren. Hyss hatte seinen Kollegen Mierzwinski schon vor acht Jahren kennen gelernt, als er nach seinem Dienstantritt in Wolbeck eine Rundreise zu polnischen Kollegen unternahm. Die Auswahl war nicht leicht. Allein die Bernstein-Sammlung umfasst etwa 2000 Stücke. Viele Marienburger Exponate entfalten ihre Wirkung nur in der Burg, in der der Besucher in das Mittelalter eintauchen können soll, wie Wozniak erläuterte. Viele in Wolbeck gezeigte Stücke im Bereich Bernstein und Silber gehören zur ständigen Ausstellung in Marienburg und reißen damit eine beträchtliche Lücke. Bernstein in natürlicher Gestalt und als Kunstwerk wie der filigrane Flügelschrank sind in Wolbeck zu sehen,  Gemälde, Blätter ex libris, Silber- und Goldschmiedearbeiten, sakrale Plastiken, Keramik und archäologische Funde.
Für die Kulturstiftung Westpreußen, ehemals Erik-von-Witzleben-Stiftung, begrüßte Hans-Jürgen Kämpfert diese Initiative im Deutsch-Polnischen Jahr 2005/2006. Kämpfert beglückwünschte Münster auch zum Verbleib des Westpreußischen Landessmuseums. Den bestätigte der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) in einem Grußbrief, den Hyss vorlas. Mierzwinski dankte Kämpfert für die netten Worte an die polnische Delegation. Dank ging auch an den Förderer BKM und die beiden Schirmherren, den Botschafter der Republik Polen, Dr. Andrzej Byrt, und die Generalkonsulin in Danzig, Ute Minke-Koenig.
Bucheinband aus dem Schlossmuseum MarienburgBis zum 16. Juli dauert die Ausstellung im Westpreußischen Landesmuseum, anschließend geht sie ins Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen. Am 11. und 13. Mai bietet die Kulturreferentin für Westpreußen, Magdalena Oxfort, als Begleitprogramm einen Dia-Vortrag und zwei Film-Dokumentationen mit dem Schwerpunkt Bernstein und Danzig an.