Krieg und Frieden in Denkmälern lebendig

Münster-Wolbeck. Drei unterschiedliche Epochen und Sichtweisen fanden am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, dem 11.09.2005, unter dem Motto „Krieg und Frieden“ zusammen. In Wolbeck stand das Mittelalter im Vordergrund, im Angelmodde-Dorf die Kriegstoten des 19. und 20. Jahrhundert und in der Evangelischen Friedens-Kirchengemeinde die Nachkriegszeit.

"Zwischen Bischofsburg und Drostenhof“ führte Mechthild Mennebröcker 30 teils aus Münster Angereiste für zwei Stunden in die Zeit der Wiedertäufer, als die militärische Unterstützung für den Bischof den Wolbeckern als Dank den repräsentativen Drostenhof einbrachte. Die Teilnehmer erfuhren viel über die Landesburg in historischen Plänen und Grundrissen und als Bodendenkmal und besichtigten das Ackerbürgerhaus in der Drostenhofstraße 14.

Friedenskirche in Angelmodde„Fürs Vaterland gestorben“ lautete der Titel der von Professor Kajo Plaßmann geleiteten Veranstaltung, die den deutschen und ausländischen Kriegstoten in Angelmodde galt. Hier ging es auch um die Art der Erinnerung. Ein Aspekt: die Rede von „Kriegerdenkmälern“, obwohl die meisten Toten keine „Krieger“ gewesen seien, und die lange Trennung zwischen deutschen und ausländischen Kriegstoten. Das würde man heute sicher anders machen, so Plaßmann.

An 55 Tote des II. Weltkriegs erinnert ein Denkmal auf dem Friedhof an der Homanstraße, berichtete Plaßmann. Ihre Namen sind ungewöhnlicherweise getrennt vermerkt, an der Mauer des Leichenhauses. An fünf Tote des I. Weltkriegs erinnert eine Sandstein-Tafel in St. Agatha, andere fünf sind auf einem privaten Denkmal auf dem Hof Hoffschulte vermerkt, sie „starben den Heldentod für Kaiser und Reich.“

An viele weitere muss ohne Denkmal erinnert werden: Ein Angelmodder aus der damals um die 300 Einwohner starken Gemeinde starb  1813 in Russland bei Borodino im Dienste Napoleons. 1820 gab es Nachricht über den Verschollenen – die russische Regierung übergab Lazarett-Akten an Preußen, erzählt Wolf Lammers. Ein Denkmal für die etwa 600 Menschen im „Russenlager“ in Angelmodde gibt es nicht; auch Frauen und Kinder waren unter den meist russischen Gefangenen, die sehr unter Hunger gelitten haben müssen. Eine Frau der Familie Damwerth half mit Brotresten; nachdem sie angefeindet wurde, setzte sie dies heimlich fort. In die USA überführt wurden die Leichname dreier amerikanischer Flieger.

Auf dem Angelmodder Friedhof erinnert heute, nachdem die zuerst aufgestellten Holzkreuze zerfallen waren, ein gemeinsamer Grabstein an sechs Russen, drei Polen und zwei Holländer, unter ihnen der erst einundzwanzigjährige Johann Deckers. Wie er starben auch Angehörige der Familie Hunnewinkel und Bewohner von Hof Hoffschulte bei Bombenangriffen. Die zwölf anerkannten Kriegsgräber pflegt das Amt für Grünflächen und Naturschutz der Stadt Münster auf unbestimmte Zeit.

In Angelmodde-West und Gremmendorf ging es um die Zeit nach dem Krieg. Der zweite Weltkrieg brachte auch viele evangelische Flüchtlinge nach Münster. Die Friedens-Sehnsucht nach dem Krieg gab nicht nur der Friedenskirche ihren Namen, die Straße “Zum Erlenbusch“ hieß bis zur Eingemeindung „Friedensstraße“. Presbyter Konrad Munde und die Denkmalpflegerin Claudia Lahm stellten den 16 Interessierten den 1952 gebauten, bescheidenen Vielzweck-Bau vor, der seit 2002 unter Denkmalschutz steht. Um die von Lahm erläuterten Pläne der „Besatzungswohnhäuser“ entspann sich bald ein Austausch über das Leben mit den Briten. Lydia und Dieter Fischer, die nahe der Gaststätte Münnich wohnen, erinnern sich noch an gemeinsames Handballspiel oder Spiel-Besuche in der Gartensiedlung. „Es sind die besten Nachbarn, die wir haben können“, sagt ein Ehepaar vom Angelsachsenweg, gleich neben dem Sportplatz, wo früher die Bunker standen.

Fotos

Kajo Plassmann und Wolf Lammers schilderten auf dem Friedhof in Alt Angelmodde Tod und Gedenken auch der ausländischen Kriegstoten in Angelmodde.

Foto: -anh-

Ein gemeinsamer Grabstein erinnert an die nur zum Teil namentlich bekannten ausländischen Kriegstoten.

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An den Holländer Johannes Deckers, 1922 geboren, 1943 bei einem Bombenangriff gestorben, erinnert ein Grab in Angelmodde

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Konrad Munde (2. v.l.) erzählt vom Werden der derzeit um- und ausgebauten Friedens-Kirche.