Integration: eine Sache auch der Stadtteile

Münster-Wolbeck. . „Menschen mit Integrationsvorgeschichte“ zu integrieren sei keine Sache von Bund und Ländern, sondern von Städten und Stadtteilen. Das war eine der Botschaft von Stefan Nover, der am Dienstagabend im Gesprächskreis „Zeitzeugen“ zum Thema „Migration und Integration“ berichtete.

Migranten seien auch die ausländischen Militärs in Münster; die Wirtschaftsförderung Münster kümmere sich ebenfalls um Migration, nämlich um Menschen mit viel Kapital in den Taschen oder im Kopf: Sie sollen nach Münster kommen, um die Stadt stark zu machen.

Eine weitere überraschendere Erkenntnis der sechs Teilnehmer: Es gibt ganz unerwartete, aber naheliegende Wege zur Integration. Unterstützt von Lotsen können die noch Fremden in passend ausgesuchten Stadtteilen „andocken“, etwa in der Verbindung zu einem Sportverein oder einem Chor. Versuche haben ergeben, so Nover, dass der Erfolg weitaus größer ist als wenn man Menschen nur irgendwie und irgendwo unterbringt. Kurse für Sprache und Kulturwissen allein reichen für die Integration nicht. „Gutes Wohnen – guter Start“ ist auch das Motto, mit dem die münsterische Arbeitsgemeinschaft Xenia arbeitet. Das ist auch Ausgangspunkt einer Studie des Instituts für Geographie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, die sich mit dem Integrationspotenzial münsterischer Quartiere am Bespiel von Gremmendorf und Erpho befasst und in den nächsten Tagen erscheint. Dahinter steckt auch die Idee, zu einem Nehmen und Geben der Migranten zu kommen. Flüchtlinge sind bislang zur Untätigkeit gezwungen.

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Eine Migrations-Vorgeschichte habe heute in Deutschland jeder fünfte Mensch; das passe auch zu den Zahlen für Münster. Problematisch seinen die längst vorhandenen Parallelgesellschaften verschiedener Größe. Es gehe nur noch darum, wie man mit ihnen umgehe. „In Deutschland ist richtig viel angebrannt“, so Stefan Nover. Er ist Sozialarbeiter der Stadt Münster im Dezernat für Aussiedler-, Flüchtlings- und Asylbewerberangelegenheiten und wohnt seit 20 Jahren in Wolbeck. Seit fast 15 Jahren befasst er sich mit Migranten, seit zehn Jahren mit Flüchtlingen und gefährlichen und straffällig gewordenen spätausgesiedelten Jugendlichen.

Stefan Nover (l.) und der Wolbecker GesprächskreisDie Teilnehmer des Gesprächskreises im Evangelischen Gemeindezentrum, an diesem Abend moderiert von Rosel Maaß, fanden viele Anknüpfungspunkte zu eigenen Erlebnissen: Deutsche in Los Angeles, Kanada, Erlebnisse mit Menschen aus Kasachstan und dem Iran Frappierende Unterschiede im Integrationserfolg verschiedener Gruppen kamen ebenso zur Sprache wie die teils problematischen Beziehungen zwischen Migrantengruppen und der Unsicherheit der vorhandenen Bevölkerung. Karl-Otto Münch war wichtig, Klarheit für alle zu schaffen und den Migranten Möglichkeiten und Spielregeln mitzuteilen.

„Wir hören uns im Fernsehen an, wie andere diskutieren. Aber wo gibt es einen Raum, um selbst miteinander zu reden?“ erläuterte Maaß den Anlass für die Gründung des Gesprächskreises, den Gudrun Beckmann-Kircher betreut.

Weitere Informationen zum Thema Migration, Integration und Stadtteile

http://www.muenster.de/stadt/zuwanderung

Sich informieren und Gedanken austauschen: Das praktizierte am Dienstag ein Gesprächskreis mit Stefan Nover (l.) zum Thema „Migration und Integration“. Foto: -anh-.

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