Fußball-Fieber in Wolbeck anno 1954

Münster-Wolbeck. Wohl 100 Wolbecker waren an jenem Samstag, dem 4. Juli 1954, in der Hofstraße versammelt, als Deutschland mit einem Tor von Rahn sechs Minuten vor Schluss das Spiel mit 3:2 für sich entschied. Im Hof der Firm Forsthove stand ein Fernseher in über zwei Metern Höhe. damit alle etwas sehen konnten. Auf dem Boden hockend, stehend, auf dem Dach, auf hochkant stehenden Kisten waren die Wolbecker versammelt, Kinder, Männer und Frauen. Zumdick saß vorne, bald tat ihm der Nacken weh. Die Stimmung war "bärenstark", bei dem Geschrei konnte man den Ton nicht mehr hören. Für Getränke sorgte Ilse Forsthove.
Einer stand abseits,erinnert sich Hans Zumdick: Willi Forsthove, der älteste der Forsthove-Jungs, interessierte sich nicht für Fußball. Er machte wohl auch das historische Foto. Ein wenig hat auch der VfL von der Weltmeisterschaft profitiert: Vier oder acht Wochen lang, meint Zumdick, habe er beim Fußballspielen mehr auf Feinheiten geachtet. Das war, als die Spieler noch Pumpen zum Waschen nutzten.

Fußballfieber grassierte im damals etwa dreitausend Einwohner zählenden Wolbeck auch einige hundert Meter weiter, im Bahnhof der Landeseisenbahn. Dort hatte Bernhard Roer, Jahrgang 1938, in der "Uhle" einen Platz auf der  Erde ergattert. In der Gaststätte, betrieben von der Familie Plieth, herrschte großes Gedränge, erinnerte sich Roer, damals noch nicht als Fußballer aktiv. Der Fernseher stand auf zwei aufeinander stehenden Tischen. Ein Bundeswehrsoldat auf Heimaturlaub habe zur Nationalhymne sein "Männeken gebaut". Als einziger, erinnert sich Roer. Mit dem Sieg habe er nach dem 3:8 gegen Ungarn in der Vorrunde nicht gerechnet, es sei eine "Riesen-Überraschung" gewesen. Unter den Erwachsenen wurde nach dem Spiel "mordsmäßig gefeiert".

Fußballfieber in der Hofstraße in Wolbeck 1954. Das Foto ist der Firmengeschichte der Firma Forsthove entnommen.