Ein ganz besonderer Brand

Münster-Wolbeck. „Wollen Sie Raku-Keramik kennen lernen?“, so hatte Angela Hoebink vom Wolbecker Kreativzentrum Punkt zu ihrem „Tag der offenen Töpferwerkstatt“ am 17. September eingeladen. Am letzten Samstag wurden die Werkstücke nun gebrannt. Oder vielmehr: doppelt gebrannt.

Kinder und Erwachsene hatten beim Tag der offenen Tür kleine und große Schalen, einen Kerzenständer und Tassen getöpfert. Zum Schnuppern und für die Lieben daheim: „Papa“ steht auf einer Tasse, „Carpe diem“ auf einer anderen. Hoebink bekam noch die Farb-Wünsche mit auf den Weg. Zwischendurch hatte sie dann die Stücke im „Schrüh-Brand“ bei 800 Grad vorgebrannt und glasiert, teils mit selbst hergestellten Glasuren.

Raku-Keramik im OfenAm Samstag erhitzt die Gas-Flamme das Innere des  Raku-Ofens im Garten für eine gute Stunde auf 1060 Grad. Nur mit einer langen Eisenzange und Handschuhen lassen sich die Stücke herausnehmen. Auf den drei Metern Weg bis zum Eisenkasten mit Sägespänen knistern sie hörbar. Jetzt entstehen kleine, langgezogene Linien in der Glasur, die „raquelées“. Die Linien folgen dem Verlauf des Abkühlens. An diesem Tag springt keines der Stücke, auch die große Schale hält. Kaum liegt ein Stück in den Sägespänen, schießt eine Flamme hoch. Hoebink wirft noch weitere Späne darauf. Eine Weile dürfen die Flammen lodern, dann schließt sie die Kiste mit einem Deckel. Sauerstoff wird entzogen, der „Reduktions-Brand“ beginnt. Wo keine Glasur ist, färbt sich die Keramik dunkel. Margret Westerloh (r.) und Philipp Groll betrachten mit Angela HoebinkNach einigen Minuten kühlt Philipp Groll mit dem Gartenschlauch die Keramiken vorsichtig weiter aus und befreit sie von Sägespänen. Dann  gehen Philipp, sein Vater und Margret Westerloh mit Scheuerpulver und Zahnbürste an die Feinarbeit des Säuberns.

Raku-Keramik im Reduktions-BrandWesterloh kommt aus Münster. Sie wollte das Töpfern wieder kennenlernen, das sie in der Schulzeit betrieben hatte, und blieb beim Tag der offenen Töpferwerkstatt bei der Raku-Technik hängen.

Raku heißt soviel wie „Glück und Freude“, erläutert Hoebink. Seine Wurzeln liegen wohl in Korea, aber schon lange verbindet sich die Brenn-Technik mit dem Zen-Buddhismus und der japanischen Tee-Zeremonie. Im Westen hat sich die Freude am Experimentieren durchgesetzt und vom Philosophischen gelöst.