Flüchtlinge: Voraussetzungen für Integration in Wirtschaft

Zuletzt aktualisiert 9. Januar 2016 (zuerst 28. Dezember 2015).

Münsterland / Emscher-Lippe-Region. – „Die Mehrheit der Unternehmen in der Region steht der Beschäftigung von Flüchtlingen in ihren Betrieben grundsätzlich offen gegenüber.“ So interpretiert Karl-F. Schulte-Uebbing, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen, die Ergebnisse einer IHK-Umfrage, an der sich 262 Unternehmen beteiligten. Danach sind über zwei Drittel der befragten Betriebe (69 Prozent) aufgeschlossen dafür, Flüchtlingen Praktika, Ausbildungsplätze oder Beschäftigung anzubieten.

Voraussetzungen

„Es gibt allerdings Voraussetzungen für die Umsetzung dieser Bereitschaft“, betont Schulte-Uebbing. 94 Prozent der an der Umfrage beteiligten Unternehmen bestätigen die überragende Bedeutung deutscher Sprachkenntnisse. Ein gesicherter Aufenthaltsstatus (51 Prozent) sowie passende schulische bzw. berufliche Qualifikationen (80 Prozent) sind ebenfalls wichtig für die regionalen Arbeitgeber. Gerade den letzten Umfragewert deutet Schulte-Uebbing als wichtigen Hinweis. „Arbeit fordert in der betrieblichen Praxis von jedem Mitarbeiter bestimmte berufliche Kompetenzen – unabhängig von einem Migrationshintergrund. Dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt gelingt also erst, wenn ein Arbeitnehmer diese Kompetenzen erworben hat.“

Praktikumsangebote und Ausbildung voran, geringere Chancen auf Beschäftigung als Fachkraft oder Ungelernter

An erster Stelle bei den Maßnahmen zur Integration stehen daher Praktikumsangebote (50 Prozent), gefolgt von der Bereitschaft zur Ausbildung (45 Prozent). Deutlich geringer sind aus Unternehmenssicht die Chancen auf eine Beschäftigung als Fachkräfte oder als Ungelernte (25 bzw. 27 Prozent). Dabei gibt es Unterschiede zwischen den Betrieben. So sehen größere Betriebe bessere Chancen, Flüchtlinge im Betrieb zu integrieren. Für kleinere Betriebe sei es eine ungleich höhere Herausforderung, Flüchtlingen über Patenschaften, innerbetriebliche Sprachkurse oder durch Alltagsunterstützung bei der Integration zu helfen.

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Die IHK Nord Westfalen wertet die Ergebnisse der Umfrage als wichtige Hinweise, die sie bei ihrer eigenen Arbeit berücksichtigt. „Wir gehen davon ausgehen, dass in den nächsten Jahren etwa 300 bis 400 junge Flüchtlinge jährlich im IHK-Bezirk für eine Ausbildung in Betracht kommen“, sagte Schulte-Uebbing und ergänzt: „Insofern macht dieses Stimmungsbild Mut.“ Er ist sich dabei sicher, dass es nicht zu Verdrängungseffekten auf dem Ausbildungsmarkt kommt. Die Flüchtlinge könnten den drastischen Rückgang an Schulabgängern und Bewerbern nicht einmal annähernd ausgleichen.