Brathering und Frohe Weihnachten: Johannes Loy liest daheim bei der AWO in Wolbeck

Brathering und Frohe Weihnachten: Johannes Loy liest daheim bei der AWO in Wolbeck
Johannes Loy erzählt und liest wahrhaft Weihnachtliches im AWO Treff Wolbeck; Peter Weidlich spielt Lieder auf der sechsseitigen Mundharmonika. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Zuletzt aktualisiert 19. Dezember 2015 (zuerst 10. Dezember 2015).

Münster-Wolbeck. Dem Weihnachtlichen im Münsterland widmete sich am Donnerstag der Themenkreis im AWO Treff.

Johannes Loy liest daheim bei der AWO in Wolbeck

Johannes Loy, Chef des Feuilletons der Westfälischen Nachrichten, bezog den Stoff zum einen aus zwei  seiner Bücher: „Weihnachtszeit im Münsterland“ von 2006 und „Mein Weihnachten: 100 erlebte Geschichten“ aus dem Jahre 2009,  herausgegeben mit Christiane Cantauw vom LWL. Hinzu kamen Erinnerungen, die bei den Gästen der AWO auf fruchtbaren Boden fielen: Loys Vater Wilhelm war Wolbecker, wohnte mit der Familie im Gesindehaus gegenüber der Villa des Unternehmers Bischoff an der Alverskirchener Straße – und die Familie hatte es als Zugereiste im Kirchspiel mit etwas anderem Platt nicht immer leicht.

Als junger Soldat der Wehrmacht erlebte Wilhelm die Adventszeit 1944 in Prag – die „goldene Stadt“ war von Bomben verschont, als die Lamberti-Kirche längst in Trümmern lag. Nun las sein Sohn Johannes die Geschichte vor. Wenig abgewinnen konnten viele dem um Christus gekürzten Alternativ-Lied der NSDAP zu Weihnachten, seinen „verschwommen Phrasen“.

Krämergeist grüßt vom Brathering, Spekulatius im Sommer

Damals lag ein existentielles Empfinden von Weihnachten nahe. Dabei hatte schon vorher das Kommerzielle, „der Krämergeist“ wie Loy zitierte, begonnen, das Wesentliche am Weihnachtsfest zu verdrängen. Schon 1927 wetterten Zeitgenossen gegen diesen Trend, und in den Fünfzigern mahnte ein Autor, es müsse wohl nicht neben jedem Brathering ein Schildchen „Frohe Weihnachten“ wünschen.

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Auch das „Evangelium der Reklame“ fand sich kritisiert, ebenso wie der sommerliche Spekulatius, man könne doch das kultivierte Sein vor das Haben setzen. Es gehe „um das Licht der Welt“. „Das Warten fällt den Leuten schwer“, kommentiert Loy. Im vielen Drumherum solle man an den Kern erinnern, sagt Loy, „deshalb habe auch dieses Buch gemacht“, „Weihnachtszeit im Münsterland“.

Johannes Loy erzählt und liest wahrhaft Weihnachtliches im AWO Treff Wolbeck; Peter Weidlich spielt Lieder auf der sechsseitigen Mundharmonika. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.
Johannes Loy erzählt und liest wahrhaft Weihnachtliches im AWO Treff Wolbeck; Peter Weidlich spielt Lieder auf der sechsseitigen Mundharmonika. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Singen zu Peter Weidlichs Mundharmonika

Singen lockerte die erinnerungsreiche Lesung auf – Peter Weidlich aus Steinfurt, Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller, setzte seine sechsseitige Mundharmonika an die Lippen, da ließ sich leichter „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ anstimmen.
Spannend ging es an die kulinarischen Gebräuche zu Weihnachten heran – mit dem Schicksal des Karpfen Jonathan.
„Heimat“ ist das Thema von Loys neuestem Aufruf, Geschichten einzusenden. Aus dem Vorgänger waren zwei Bände „Mein Weihnachten“ hervorgegangen.
Die Begrüßung übernahm bei der AWO in Wolbeck diesmal Marlene Lauhoff in Vertretung für Marlene Benter-Camen – kurz vor der Pensionierung wolle sie „frühzeitig schauen, was man so machen kann.“